Sonntag, 31. August 2008

Wieder in die Welt hinaus

Wir möchten unsere Reise nicht unter so traurigen Umständen enden lassen, und so fliegen wir nächste Woche wieder los – mit etwas verändertem Ziel: Nach den Ereignissen der letzten Wochen zu Hause wünschen wir uns nun eher einen ruhigen Reisestil anstelle des Trubels in Asien und fliegen daher nach Seattle, von wo wir elf Wochen lang durch den Westen Kanadas und der USA in Richtung Los Angeles reisen werden!

Nach Hause

Nach unserer Ankunft in Brisbane erhielten wir nachts einen Anruf von Steffis Mutter, dass Steffis Opa zwei Tage vor seinem 70. Geburtstag völlig unerwartet gestorben war. Bereits 20 Stunden später saßen wir im Flieger nach Hause. Denn mehr als je zuvor wollten wir so schnell wie möglich nicht mehr weit weg, sondern bei der Familie zu Hause sein.

Steffis Opa war ein ganz besonderer und lebensfroher Mensch, dessen Verlust wir nur schwer begreifen können.

Hervey Bay – Rendezvous mit den Buckelwalen

Auf einer ziemlich unspannenden Strecke fuhren zur Town of 1770, wo Cook mit seiner Mannschaft damals gelandet war. Constantin wollte dort eigentlich ein wenig surfen lernen, doch aufgrund des schönen Wetters wehte kein einziges Lüftchen und die Brandung war dementsprechend nicht vorhanden. Watt soll’s, Sonnenschein ist uns lieber als Sturm, also machten wir uns auf nach Hervey Bay, das uns als schrecklich touristischer Ort beschrieben worden war und uns allerdings positiv überraschte, da dort alles ziemlich gemächlich vor sich ging. Wir hatten mal wieder einen Campingplatz direkt am Strand, von dem aus wir sogar einen Delphin beobachten konnten.

Eigentlich wollten wir eine Tour nach Fraser Island, der größten Sandinsel der Welt, buchen. Doch die Preise waren mal wieder gepfeffert und wir waren einfach nicht bereit, so viel Geld zu bezahlen. Also entschieden wir uns spontan für eine whale watching tour. Die Tour fing alles andere als vielversprechend an, da der Bus, der uns zum Anleger bringen sollte, aufgrund einer Panne 45 Minuten Verspätung hatte. Auch die erste Stunde auf dem Boot war etwas unspannend, nachdem sich auch die dritte vermeintliche Schildkröte als Treibholz entpuppt hatte. Doch plötzlich sichtete der Kapitän eine Schule von bottlenose dolphins (Flipper), die in der Bugwelle unseres Bootes schwammen und immer wieder aus dem Wasser sprangen.

Und dann entdeckten wir nach langem Suchen endlich die erhoffte Fontäne am Horizont. Langsam näherten wir uns drei rund 10 bis 12 Meter langen Buckelwalen bis auf die erlaubten 100 Meter und der Kapitän stellte den Motor aus. Wir waren schon völlig begeistert, doch was dann folgte, ist so unbeschreiblich, dass man es mit eigenen Augen sehen muss:

Buckelwale gehören wohl zu den neugierigsten Walen, und so drehten die drei Riesen plötzlich bei, kamen auf das Boot zu und tauchten an der einen Bootseite auf. Immer wieder tauchten die drei Kerle unter dem Boot hindurch, um auch auf der anderen Seite nach dem rechten zu schauen, drehten sich, platschten mit den Seitenflossen oder spritzten Constantin sogar klatschnass!

Zwei Stunden lang blieben die Wale bei uns, in denen wir auf vielleicht 20 cm an diese wunderbaren Tiere herankamen und ihnen sogar in die Augen blicken konnten. Diese Begegnung mit den Walen gehört zu den unglaublichsten Erlebnissen unseres Lebens!

Nach ein paar Tagen machten wir uns glücklich darüber, auf Fraser Island verzichtet zu haben, auf den Weg nach Brisbane. Doch weit kamen wir nicht, da nach ca. 80 km alle Warnlampen aufleuchteten. Auf einem kleinen Parkplatz mitten im Nirgendwo warteten wir ganze drei Stunden auf den RACQ (den australischen ADAC). Doch Warten waren wir ja mittlerweile gewohnt, sodass wir uns darüber freuten, in unseren Büchern weiterlesen zu können. Doch der Mechaniker hatte keine guten Neuigkeiten, die Lichtmaschine war kaputt und das Ersatzteil lange nicht in Sicht! Also gurkten wir in die nahe Werkstatt des RACQ und mussten dort auf dem Parkplatz im Stockdunkeln übernachten, da das Ersatzteil erst am nächsten Morgen eintreffen sollte.

Wir fanden es ja schon etwas merkwürdig, als der RACQ-Mann Sheridan uns seine Telefonnummer in die Hand drückte, für den Fall, dass wir nachts belästigt werden. Wir sind ja schon einiges gewohnt, aber als wir dann mitten im Nirgendwo auf einem dunklen Werkstattvorhof standen, wo ständig irgendwelche Autos mit abgedunkelten Scheinwerfen ankamen und Leute die Autos und sonstwas tauschten, um kurz darauf wieder zu verschwinden, blieben wir im Jim vorsichtshalber mucksmäuschenstill.

Schön, dass Sheridan Constantin am nächsten Tag erzählte, dass der Ort DAS Mafiazentrum Australiens sei, wo schon vermehrt Leute um die Ecke gebracht worden waren. Da waren wir doch um so glücklicher, als wir gegen Mittag wieder losfahren konnten.

Segeltörn durch die Whitsunday Islands

Auf unserer Fahrt nach Airlie Beach begegneten wir zum ersten Mal der etwas unangenehmeren prolligen Sorte Aussie. Nachdem uns zwei Aussies auf dem Highway beim Überholen den Mittelfinger zeigten, da wir ihnen wohl zu langsam fuhren, wurden wir auf einem Supermarktparkplatz von einem der Spacken sogar bös angepöbelt, weil wir unseren Einkaufswagen zu langsam von der Strasse schoben. Nun ja, anscheinend sind nicht alle in Down Under so super entspannt...

In Airlie Beach angekommen, bezogen wir einen Campingplatz, wo Constantin neben einer Art Beutelratte mal wieder zahlreiche Opossums entdeckte – nur vor Steffi verstecken sich die Viecher immer wieder...

Als gebrannte Kinder verglichen wir zahlreiche Segeltouranbieter, da wir nicht noch einmal eine Massenabfertigung erleben wollten. Wir entschieden uns (mal wieder last-minute und somit mit fast 50 % Rabatt), am nächsten Tag mit einem Segelkatamaran drei Tage und drei Nächte durch die Whitsundays zu schippern. Unsere Erwartungen wurden um Längen übertroffen:

Mit einem 12,5 m langen, drei Monate jungen Luxuskatamaran ging es mit nur drei weiteren Pärchen und einer 2-Frau-Crew bei geilstem Wetter los. Die Stimmung an Bord war toll, wir verstanden uns sowohl mit Annie und Karla – unserer Crew – wie auch mit den Kanadiern Megan und Mark sowie dem Bremer Ehepaar Arnold und Giesela und ihrem Sohn Alex und seiner bulgarischen Frau Radina prima.

Wenn wir nicht gerade im Netz des Bugs lagen und abends die Sterne beobachteten, uns mit köstlichen Leckereien von Karla verwöhnen ließen oder im Schatten des Segels auf den Horizont blickten, ging es zum Schnorcheln zu unterschiedlichen Riffen. Dort hatten wir das Glück, neben atemberaubenden Korallen und vielen unterschiedlichen Fischen einen riesigen Batfish und wieder eine der faszinierenden Maori Wrassen zu sehen. Doch was uns wirklich die Sprache verschlug war der wunderschöne Gesang vorbeiziehender Buckelwale, den wir unter Wasser hören konnten – einzigartig!!!

Zwischendurch verbrachten wir die Zeit an malerischen Stränden, von denen der weltberühmte Whitehaven Beach wohl alle anderen in den Schatten stellt. Der angeblich feinste Sand der Welt ist dort so weiß und dieser Kontrast zu dem türkisblauen Meer ist so wunderschön, dass man seinen Augen nicht recht trauen mag. Der gesamte Segeltörn war einfach grandios!

Relaxen in Kurimine Beach

Nach kurzer Zeit zog es uns wieder an die Küste, Mission Beach war unser nächstes Ziel. Der Strand war traumhaft, doch der Ort platzte aus allen Nähten (und das in der Nebensaison!), sodass wir schnellstmöglich Reißaus nahmen. Auf dem Weg zum Strandort Kurimine, der angeblich weniger Touristen anziehen sollte, wollten wir noch eine kurze Wanderung durch den Flachlandregenwald der Region machen. Wieder begleitete uns das Quaken oder was auch immer des Baumfrosches und wir beobachteten einige Eidechsen. Doch der Höhepunkt der Wanderung stand unverhofft auf einmal vor uns auf dem Weg: Ein ca. 2 m großer Cassowary, ein Laufvogel, der dem Aussehen nach eine Mischung aus Clown und Rocker zu sein scheint. Gespannt beobachteten wir den Vogel, bis er sich ins Dickicht zurückzog. Am Ende des Weges erfuhren wir durch eine Informationstafel, was für ein Glück wir gehabt hatten, denn in der Region leben zur Zeit nur noch 50 Exemplare dieser vor dem Aussterben bedrohten Vögel.

In Kurimine erwartete uns ein kleiner, abgeschiedener Campinglatz direkt am Strand – ganz nach unserem Geschmack. Dort lernten wir die Pfälzer Andy und Vivian mit ihren beiden kleinen Töchtern kennen, mit denen wir abends mit frischem Fisch ein köstliches BBQ veranstalteten und bis in die Nacht quatschten.

Nachdem uns die kleine Familie am nächsten Morgen verlassen hatte, gammelten wir herum, lasen und spazierten erneut zu der Fischfrau, wo wir uns Barramundi (eine lokale Fischspezialität) für unser abendliches BBQ besorgten. Es folgte der wohl romantischste Abend unserer Reise: Unter einem wunderschönen Sternenhimmel und Palmen saßen wir bei Kerzenlicht und Meeresrauschen am Strand und genossen unser Abendessen. So herrlich kann es sein!!!

Durch die Artherton Tablelands nach Süden

Kaum hatten wir das Kap verlassen, begrüßte uns die Sonne wieder und wir verließen auf den Tipp von Stevie hin die Küste in Richtung Artheron Tablelands. Über eine Serpentinenstrasse ging es zunächst in das Städtchen Kalundra, wo wir – dieses Mal nicht bei Regen – den dortigen Regenwald erkundeten. Wir entdeckten leider keines der dort heimischen Schnabeltiere oder Baumkänguruhs, dafür lauschten wir dem irren Vogelgezwitscher, das sich im Nachhinein als extrem seltsames Gequake eines Baumfrosches entpuppte.

Wir machten auch einen Abstecher zum berühmten curtain fig tree, einer über 500 Jahre alten Würgfeige, die wie ein wahnsinnig breiter Vorhang über zig Meter in den Himmel ragt (eigentlich wachsen Würgfeigen ja nach unten, aber das tut hier nix zur Sache...). In der Ebene der Artherton Tablelands fuhren wir durch zahlreiche Felder und versorgten uns direkt bei den Bauern mit frischem Obst und Gemüse.

Daintree Nationalpark – im ältesten Regenwald der Welt

Am nächsten Tag fuhren wir in Richtung Cape Tribulation und machten auf dem Weg dorthin einen Zwischenstopp beim Krokodilpark. Die angeschlossene Farm, wo Krokodile für die Modeindustrie und zum Verzehr gezüchtet werden, widerte uns etwas an. Aber angeblich dient die Zucht dem Erhalt der wilden Krokodile, die dadurch nicht mehr gejagt werden dürfen. Und der Park selbst bot interessante Einblicke in die Welt der Krokodile und anderer australischer Tiere. So wissen wir nun zum Beispiel, dass Krokodile ihre eigenen Antibiotika produzieren und selbst gegen das HI-Virus immun sind oder bewusst ihren Blutfluss bei Verletzungen stoppen können.

In dem Park konnten wir kleine Wallabies füttern und stundenlang eine Koalafamilie mitsamt Baby beobachten. Koalas fressen ja bekanntlich Eukalyptus. Da dieser ziemlich giftig ist, verbrauchen die Tiere beim Verdauen soviel Energie, dass sie rund 20 Stunden am Tag pennen müssen und nur aufwachen, um wieder zu fressen, blöd zu gucken und sich zu kratzen. Zum piepen!

Über Port Douglas fuhren wir zum verregneten Cape Tribulation, wo wir, dem Wasser vom Himmel zum Trotz, schöne Wanderungen durch den unglaublich dichten Daintree-Regenwald machten. Sein Alter wird auf rund 200 bis 300 Millionen Jahre geschätzt, und so gilt er als ältester Regenwald der Welt. Neben dem uns umgebenden exotischen Vogelgezwitscher begeisterten uns vor allem auch die handtellergroßen leuchtend blauen Ulyssesschmetterlinge.

Es wollte und wollte nicht aufhören zu regnen und da die einzige Zufahrtsstrasse zum Kap durch einen kleinen Fluß führte, entschieden wir uns bereits nach einer Nacht zum Rückzug. Zum Glück, denn der mittlerweile ca. 35 Meter breite, reißende Fluß (auf unserer Hinfahrt ein kaum nennenswertes Rinnsal auf dem Asphalt) war über Nacht auf einen Wasserstand von 0,5 Meter über Strassenniveau angestiegen. Nach langem Hin und Her und Beratschlagen mit Einheimischen (Der Ranger sagte: „Entweder fahrt ihr jetzt oder ihr sitzt die nächsten vier Tage hier fest“), wagten wir mit Jimmy todesmutig die Durchquerung, die im Nachhinein dann gar nicht so schlimm war.

Ellis Beach – schimmeln unter Palmen

Vom Tauchen waren wir also erstmal bedient und fanden in Ellis Beach, etwas nördlich von Cairns, einen traumhaft schönen Campingplatz, auf dem wir direkt am Strand unter Palmen unser Lager aufschlugen. Die Sonne war dabei passenderweise kurzzeitig wieder auf unserer Seite.

Einen Abend saßen wir lange mit Fabian und Nicki, einem deutschen Pärchen, das wir in Cairns kennengelernt und in Ellis zufällig wiedergetroffen hatten, und ihrem Freund Dennis zusammen und quatschten bis in die Nacht.

Am nächsten Abend luden uns zwei ältere Kiwis ein, doch mit zum „saussage sizzle“ des Campingplatzes zu kommen, wo diverse Silberschöpfe zu alten Gassenhauern wie „Love is in the air“ ihre Tanzbeine schwangen. Wir amüsierten uns unverhofft prächtig und gewannen bei der dortigen Tombola kurzerhand Einrittskarten für einen Krokodilpark.

Auf an die Ostküste!

In Cairns angekommen mussten wir uns erstmal wieder damit abfinden, dass es selbst in Australien regnen kann. Bei strömendem Regen holten wir unseren Jim II (himself), der schon stolze 360.000 km auf dem Buckel hatte, bei der Vermietstation ab und machten es uns auf einem matschigen Campingplatz in der Stadt gemütlich.

Da wir ja unbedingt am Great Barrier Reef tauchen gehen wollten, verglichen wir die zahlreichen Anbieter des Ortes und entschieden uns schließlich für den angeblich besten Anbieter der Ostküste, da uns dieser ein unschlagbares last minute Schnäppchen anbot. Geplant war ein Trip über drei Tage auf einem Tauchboot mit 11 Tauchgängen, die auch den advanced-Kurs beinhalten sollten. Leider hatten wir auf Grund des schlechten Wetters schlechtere Sicht als erwartet und das Wasser war ganz schön kalt, sodass wir in unseren kurzärmeligen wetsuits ziemlich schlotterten.

Trotz eines spannenden Nachttauchgangs und der Begegnung mit einer ca. 1,80 m großen Maori Wrasse artete das Ganze in einer schlechten Massenabfertigung aus, sodass wir den Trip etwas enttäuscht abbrachen. Wir hatten wohl in Tonga das Glück, Tauchen so zu lernen, wie es sein sollte: Spannende und gleichzeitig entspannte Tauchgänge, coole aber nicht eiskalte Lehrer, relaxte Atmosphäre an Bord und Spaß an der Freude. In Cairns war man im wahrsten Sinne des Wortes nur eine Nummer (keine Namen!), die ins Wasser geprügelt wurde.

Die letzten Tage in Darwin

Vor unserem Weiterflug nach Cairns hatten wir noch ein paar Tage in Darwin. Diese nutzen wir, um ein bisschen zu bummeln und gemeinsam mit Amelie, einer Kanadierin die wir in Melbourne kennengelernt hatten, das Nachtleben auf der Mitchell Street auszutesten. Während der Papst auf seinem Weg nach Sydney auch kurz auf dem Flughafen von Darwin einen Zwischenstopp einlegte, interessierte sich die ganze Stadt mehr für die alljährliche Beer Can Regatta.

Diese wollten wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen und marschierten so wieder zum Mindil Beach, wo bei unserer Ankunft schon Tausende den Strand bevölkerten und Dank ununterbrochenen Biernachschubs (natürlich in der Hand mit den so genannten „tinny holders“ weiter gekühlt) lautstark bei Wettkämpfen wie dem flip flop-Weitwurf für Stimmung sorgten.

Höhepunkt des Tages war dann die sagenumwobene Regatta, bei der ca. 20 Teams auf ausschließlich aus Bierdosen gefertigten Booten (ok, eines war aus Milchkartons und nicht gerade der Publikumsmagnet...) laut johlend gegeneinander antraten. Das ganze Spektakel endete in einer filmreifen Seeschlacht, bei der es mit Hilfe von Wasserbomben und waghalsigen Manövern nur noch darum ging, die gegnerischen Boote zum Kentern zu bringen.