Dienstag, 28. Oktober 2008

Welcome to Vegas, baby!

Wir verliessen das Death Valley ueber einen Pass, hinter dem wieder eine ewige Wueste lag, die scheinbar unbewohnt war. Aber auch nur scheinbar, denn ploetzlich machte Constantin eine Vollbremsung und sprang ganz aufgeregt aus dem Auto, weil er eine Tarantel gesichtet hatte.
Und da lief es wirklich ueber die Strasse, das pelzige, handtellergrosse Vieh. Davon sahen wir dann auch noch ein paar mehr, sodass Steffi ganz froh war, dass sie die Wueste alsbald gegen ein Hotelzimmer eintauschen konnte.

Las Vegas ist eine unglaubliche Erscheinung, die sich mitten in der leeren Wueste erhebt. Sind wir in den Tagen zuvor fast allein auf den Strassen gewesen, befanden wir uns nun in einem Verkehrsgewuehl fortgeschrittener Art wieder. Eingeschlossen von trockener, lebensfeindlicher Wuester ragt diese Stadt mit Wolkenkratzern, gruenen Gaerten und riesigen kuenstlichen Seen heraus. Wir fuhren ueber den legendaeren Strip in Richtung unseres Hotels, vorbei an diversen Hochzeitskapellen und bunt leuchtenden und verrueckt konstruierten Hotelkomplexen, bei deren Anblick wir schon waehrend der Fahrt kaum die Muender zubekamen.

Wir bezogen das luxurioeseste Zimmer unserer Reise (Riesenzimmer, Kingsize-bed, Fernseher, Riesendusche und vergoldete Wasserhaehne) im Luxor Hotel. Allein dieses Hotel ist verrueckt, denn man geht an der Sphinx (mit Nase) und einem riesigen Obelisken vorbei in eine dreissigstoeckige Glaspyramide, in derem Innern unter anderem das Grab des Tutenchamun nachgebaut wurde.

Doch viele der anderen Hotels am Strip sind noch verrueckter: Loopingbahn, Empire State Building, Freiheitsstatue und Brooklyn Bridge zieren das New York, New York, waehrend das Paris Las Vegas mit einem riesigen Eiffelturm aufwartet und das Venetian gleich ganz Venedig samt Rialtobruecke und Gondelfahrt auf einem Kanal nachahmt! Im gewaltigen Cesar's Palace stehen unter anderem das Kolosseum und diverse roemische Statuen und vor dem luxurioesen Bellagio erstreckt sich ein See, auf dem jeden Abend im Viertelstundentakt zu Frank Sinatra kunstvoll beleuchtete Springbrunnenshows abgehalten werden. Ganz zu schweigen von Piratenshows, bei denen ganze Schiffe von halbnackten Tussis geentert werden und dem abendlich ausbrechenden Vulkan des Mirage, der waehrend unseres Aufenthaltes nur gerade still gelegt war.

Die Flut an Eindruecken in dieser Stadt ist ueberwaeltigend, alles blinkt, macht Geraeusche, bewegt sich und versucht einen, in die Schluender der dunklen Kasinos hineinzuziehen - und das meinen wir woertlich, da man teilweise eine Strasse nicht ueberqueren kann, ohne per Laufband oder Rolltreppe in das Kasino des jeweiligen Hotels gezogen zu werden, um dort aufwaendig den anderen Ausgang zu suchen.

In den dunklen Kasinos, in denen es weder Uhren noch Tageslicht gibt, wird man von den laut dudelnden und grell blinkenden Spielautomaten empfangen. Auch wir konnten nicht widerstehen und versuchten unser Glueck beim Roulette, dem wheel of fortune und am einarmigen Banditen - leider kommen wir nicht als neue Millionaere nach Hause, haben wir doch die 17 gesetzten Dollar komplett verloren!

Das ging uns irgendwie viel zu schnell und so entschieden wir, die weiteren Kohlen lieber in gutes Essen und Getraenke zu investieren und das kann man in Las Vegas extrem gut. So speisten wir in Gesellschaft von halb Japan beim all-u-can-eat sushi, erweiterten unsere Maegen von Backpacker-mini- auf Ami-super-size beim hervorragenden Buffet des Bellagio (beim Schreiben dieser Zeilen laeuft uns beiden erneut das Wasser im Mund zusammen!) und schluerften bei entspannter Reggae-Livemukke Gin-Tonic auf der Terasse des Planet-Hollywood Hotels.

Las Vegas - total verrueckt!

Von Las Vegas hat man aber auch sehr schnell genug! Denn hinter dieser glitzernden Fassade ist diese Stadt, die niemals zu schlafen scheint, doch nur eine Stadt aus der Retorte, um den Menschen auf erdenklich vielfaeltige Weise ihr Geld zu entlocken - und das auch noch ohne Stil. Waehnt man sich anfangs naemlich vielleicht in einer Metropole wie dem romantischen Paris, merkt man doch anhand der Techno- und Popbeschallung aus riesigen Lautsprechern ziemlich schnell, dass man sich in einer irgendwie schlechten Imitationswelt ohne jeglichen Charakter befindet. Da kann das Hotel noch so edel,luxurioes gestaltet und teuer sein, im Endeffekt dreht sich alles nur um die Kasinos - und die sehen alle ziemlich gleich aus! Und genau dort landet frueher oder spaeter derjeniege, der nicht wegen der pompoesen Shows von Elton John oder dem Cirque du Soleil hergekommen ist.

Und in diesen Kasinos trifft man dann zuhauf auf die armen Schlucker, die zu jeder Tages- und Nachtzeit auf das grosse Geld hoffen und mit Kippe und dem x-ten Drink bewaffnet - die Kreditkarte im Schlitz des Automaten verankert - Stunde um Stunde aermer und aermer und nicht etwa reicher werden. Dieses Ausbeuten der Hoffnung kleiner Leute durch Milliardaere, die Jahr fuer Jahr immer mehr Geld mit der Sucht der Spieler scheffeln, ist irgendwie ganz schoen abstossend. Und so waren wir am Ende der zwei Tage richtig erleichtert, als wir der "Sin City" den Ruecken kehren und von dort wieder verschwinden konnten.

Im Death Valley

Wir fuhren ueber den zwoelfspurigen Highway an LA's Dowtown und dem in der Ferne prangenden Hollywood-Schild vorbei in Richtung Osten (wie kann allein eine Stadt auf nur einem Highway ueber 30 Ausfahrten haben?!?). Stundenlang fuhren wir durch eine immer oeder werdende Landschaft und wurden schon nach kurzer Zeit in den Outback-Modus versetzt. Und so verpassten wir doch tatsaechlich die seit Meilen einzige Ausfahrt, die wir haetten nehmen muessen. Zum Glueck gibt es in Amerika keine Leitplanken, und so machten wir es den Amis nach und machten mitten auf dem Freeway einen U-Turn durch das Schotterbett!

Durch die Wueste ging es dann ins Death Valley, wo wir tatsaechlich bei regenverhangenem Himmel ankamen. Konnte das wirklich sein, an einem der trockensten Orte der Erde? Wir schlugen auf dem staubigen Campingplatz in Furnace Creek unser Zelt auf, wo wir aufgrund der starken Sturmboen kein Feuer machen konnten und uns bald ins Zelt verkrochen. Waehrend der Nacht lauschten wir nicht nur dem konstanten Heulen des Windes, sondern auch dem der Kojoten.

Am naechsten Morgen begruesste uns wieder ein strahlend blauer Himmel und wir brachen zu unserer Erkundungstour des Tals auf. Wir fuhren zum hoechsten Punkt des Nationalparks, dem Dantes View, von wo aus wir gleichzeitig den hoechsten und den niedrigsten Punkt der USA sehen konnten - den schneebedeckten Mount Whitney und das 86 Meter unter dem Meeresspiegel liegende Badwater Basin, dessen Salzkruste in der Sonne leuchtete. Das Farbenspiel aus blauem Himmel, gelbem Sand, weissem Salz und rot leuchtenden Felsen in dieser knochentrockenen Landschaft war wirklich wunderschoen. Hatten wir uns diesen Ort doch als oeden Fleck Wueste vorgestellt.

Wir fuhren hinab zum Badwater Basin, wo wir ueber die unter unseren Fuessen knirschende Salzkruste liefen und am sogenannten Devil's Golf Course ueber bizarre Formationen aus Salzkristallen staunten, die scharf wie Glassplitter und hart wie Stein waren und bei Beruehrung metallisch klangen. Es ist unglaublich, dass unter dieser Salzkruste Wasserloecher zu finden sind, in denen sogar Fische leben!

Wir fuhren nach einer kleinen Sandwich-Mittagspause zur Artist's Palette, einem Ort, wo Felsen in den Farben rosa, hellblau, gelb, rot und gruen leuchten, als ob ein Maler wirklich seine Farbpalette vergessen haette.

Wir wanderten bei sengender Hitze durch den golden canyon und fanden uns in einer skurillen Felswueste wieder.

Diese Nacht campierten wir auf einem spartanischen, kleinen Platz mit traumhaften Blick ueber das ganze Tal, das im Licht der Abendsonne rot leuchtete. Der Boden war so hart, dass wir die Leinen unseres Zeltes nur mit Steinen statt Heringen abspannen konnten. Und ueberraschenderweise hielt diese Konstruktion dem ueber Nacht aufkommenden Stuermchen trotzdem stand.

Der naechste Tag begann mit einem magischen Licht, in dem wir einen Halt bei einer riesigen Duenenlandschaft machten, wo wir die meterhohen Sandberge schnaufend erklommen, um sie danach wieder runterzurasen!


Mittlerweile lockte nun das nahe Las Vegas, und so machten wir uns auf in die Sin City Nevadas!

Californian beach towns

Wir fuhren am naechsten Tag die Kuestenstrasse weiter entlang bis nach Santa Barbara. Was fuer eine Stadt! Traumhaeuser mit Traumgaerten saeumen von Palmen eingerahmte Strassen, die zu einem langen, weissen Sandstrand fuehren - vorbei an schicken Boutiquen und coolen Cafes.

Das schoenste der fast durchgehend im spanischen Kolonialstil erbauten Haeuser war mit Abstand das Gerichtsgebaeude, das mit Deckenmalereien, einem tollen Garten und einen schoenen Aussichtsturm eher einem luxurioesen Anwesen glich.

Wir schlugen etwas ausserhalb der Stadt auf einem sehr schoenen Strand (nur durch den Laerm der vorbeifahrenden Bahn etwas beeintraechtigt:-)) unser Zelt auf und bummelten durch diese Stadt, die uns aufgrund ihres Charmes auf Anhieb gefiel.

Doch da wir nach kalifornischen Massstaeben und den neuesten Erkenntnissen der plastischen Chirurgie weder reich noch besonders schoen sind, fuhren wir weiter nach Santa Monica, wo die Leute aber noch reicher und noch schoener sind - hierbei ist zu erwaehnen, dass es in Kalifornien vor gemachten Nasen, gelifteten Visagen und Plastikhupen nur so wimmelt.....

Nach einem kurzen Bummel durch die Stadt und einem schoenen Nachmittag an dem sagenhaften Strand Santa Monicas wollten wir David und Pamela natuerlich auch einen Besuch abstatten. Und so zog es uns nach Malibu, wo am Malibu Beach tatsaechlich die Kollegen von Mitch und Co. in ihren Tuermchen sitzen und darauf warten, in Seenot geratene Badenixen mit ihren roten Bojen aus dem Wasser zu ziehen!


Entlang der 27 Meilen langen Kuestenstrasse Malibus reiht sich ein fettes Anwesen an das andere, wo einem beim Anblick der Einfahrtstore schon ganz schwindelig wird. Stars bekamen wir nicht zu Gesicht, dafuer ein paar selbsternannte Sternchen, die Armada an Hausangestellten und diverse verdunkelte Luxuskarossen.

Dieses Mal schlugen wir unser Zelt in den Kuestenbergen Malibus, im sehr schoen gelegenen Malibu Canyon, auf. Am naechsten Morgen ging es nach Venice Beach, wo wir auf dem beruehmten Venice Boardwalk umherflanierten und dem Sehen- und Gesehenwerden der bunten Voegel zuschauten, die es auch genau darauf anlegten.

Jede beach town Kaliforniens hat ihren ganz eigenen Charakter, doch cool sind sie irgendwie alle!

Duett und datt

Wir duesten auf direktem Weg zurueck an die herrlich warme Kueste und genossen in kurzen Hosen die Sonne Kaliforniens an den traumhaften und menschenleeren Straenden.
Immer wieder hielten wir an tollen Aussichtspunkten an, wie beispielsweise einer Kolonie von Seeloewen und spaeter Seeelefanten, bevor wir abends wieder unser Zelt am Strand aufschlugen. Herrlich!




In dem Kuestenoertchen Monterey besuchten wir eines der groessten Aquarien der Welt. Das war wirklich fast wie Tauchen:

In riesiegen Becken konnten wir Haie, Mondfische, Rochen und riesige Sardinenschwaerme beobachten, waehrend man in spherisch angeleuchteten Becken zu cooler Musik dem eleganten Schweben von bunten Quallen zusehen konnte. Auch die vom Aussterben bedrohten Seeotter sowie einen riesigen Tintenfisch konnten wir beobachten. Der Vormittag hat echt Spass gemacht und der Rest des Tages gehoerte dann wieder der Sonne.

Am naechsten Abend lernten wir auf einem Campingplatz ein schweizer Paerchen kennen, das uns aufgrund ihrer Abreise am naechsten Tag ihre restlichen Gaskartuschen schenkte, die auch glatt auf unseren Campinggaz-Kocher passten. Das war unsere Rettung. Denn in Kanada mussten wir uns einen neuen Kocher von Walmart kaufen, da es unsere Kartuschen dort nicht gibt. Dumm ist nur, dass der neue Kocher eine Sonderanfertigung NUR fuer Kanada und nicht fuer die USA war... Doch nun waren wir zum Glueck versorgt.

Die beiden hatten uns auch vor der ortsansaessigen Panzerknackerbande, bestehend aus vier Waschbaeren, gewarnt. Die machten dann auch an dem Abend den Campingplatz unsicher und liessen sich dabei von uns nicht im geringsten stoeren.

Im schoenen, doch ueberfuellten Yosemite

Wir wollten uns den angeblich spektakulaeren Yosemite Nationalpark natuerlich nicht entgehen lassen, und so fuhren wir wieder in die Berge, wo wir leider bei echt niedrigen Temperaturen und Regen ankamen. Pfui! Nachdem wir also im stroemenden Regen fix unser Zelt aufgebaut hatten, verbrachten wir den restlichen Abend im zunaechst im Matsch festgefahrenen Auto. Auch das ist Kalifornien! Doch mit Hilfe von Pringles (verdammt! 1 Dollar pro Packung, wer kann da widersethen?) und Budweiser war es ein echt netter Abend :-).

Am naechsten Morgen ueberraschte uns ein zwar sehr kalter, aber dafuer sonniger Tag. Und so folgten wir der vom Campingplatz bereits aufbrechenden Blechlawine in Richtung des Yosemite Valley.

Wir machen es kurz: Der Park mit seinen steilen Felswaenden wie dem El Capitan, den gruenen Wiesen und den dichten Waeldern sowie den hohen (nur bei unserem Besuch leider ausgetrockneten) Wasserfaellen ist wunderschoen. Doch der nicht abreissende Menschen- und Autostrom, der sich durch das enge Tal quetscht und eine Vergnuegungsparkatmosphaere aufkommen laesst, toernt echt ab (und dabei waren wir schon zur Nebensaison da, im Sommer sollen es dreimal so viele Menschen sein!). Also fuhren wir kurz durch das Tal, bestaunten die Felsen, die ein Mekka fuer Felskletterer aus der ganzen Welt sind, den sagenhaften Blick vom glacier point auf das Tal und die uralten Sequoia Baeume, doch nach der zweiten Nacht sahen wir zu, dass wir da wegkamen.

San Francisco - in der Stadt der Freaks

Es ist wirklich ein toller Anblick, wenn man zum ersten Mal die roten Pfeiler der Golden Gate Bridge vor sich aufragen sieht! Wir fuhren als erstes in die sogenannten Marin Headlands, einem auf der Nordseite der Bucht gelegenen Park, von dem wir geile Ausblicke auf die Bruecke, Downtown San Francisco, das Meer und Alcatraz hatten. Es gibt wohl kaum einen schoeneren Platz, um bei herrlichem Sonnenschein sein Mittagspicknick zu verdruecken.

Gestaerkt ging es dann ueber die ewig lange Bruecke hinein in die Stadt, wo wir uns durch dichten Verkehr zu unserer Jugendherberge durchschlugen. Die Jugendherberge, die in einem renovierten, ehemaligen Hotel untergebracht ist, war wohl das luxurioeseste Hostel unserer Reise. Nur die Lage in Tenderloin, einem der miesesten Stadtteile der Stadt, war etwas gewoehnungsbeduerftig.

Wir nahmen uns drei Tage Zeit, um diese Stadt zu erkunden und begannen unsere Sightseeingtour natuerlich mit einer Fahrt in einem der cable cars. Die war ganz schoen scheisse. Man kann sich naemlich aufgrund der Touristenmassen mit der selben spackigen Idee nicht galant an die Aussenseite der Wagen haengen, sondern wird in den kleinen Innenraum gepfercht, von dem aus man wirklich gar nix sehen kann! Erst auf den letzten hundert Metern ergatterten wir einen Aussenplatz. Juhu!

Das cable car hatte uns ueber diverse, sehr, sehr steile Huegel zum Fisherman's Wharf gebracht, einem bunten Touriunterhaltungskomplex, von dem aus wir zu Fuss die ganzen, sehr, sehr steilen Huegel wieder zurueckliefen. Das ist vielleicht ein Workout fuer Waden und Mors!

An einer Stelle ist ein Huegel so steil, dass die Strasse in sehr engen Serpentinen angelegt werden musste. Von der sogenannten "crookedest street" ging es dann zum Glueck stetig bergab, und wir liefen durch die wenigen, vom schweren Erdbeben Anfang des 20. Jahrhunderts verschont gebliebenen, huebschen Viertel des alten San Francisco - zwar nicht in zerissenen Jeans, dafuer aber in kurzen Sommersachen bei Traumwetter. In einem netten Strassencafe machten wir ein kleines Paeuschen in der Sonne, bevor wir durch den Financial District der Stadt bummelten.

Wir machten noch einen Abstecher durch Chinatwon (da merkt man uebrigens, dass man seinen Reisefuehrern nicht trauen kann: sagte der eine doch, Vancouver beherbergt die groesste Chinatown nach San Francisco, so meint nun der andere, die San Franciscos ist die zweitgroesste Chinatown nach der in New York?!?). Wie auch immer, an einigen Ecken kamen wir uns wirklich wieder vor wie in Asien, die Gerueche, die Menschen und die komischen Auslagen in den Shops waren so ueberhaupt nicht amerikanisch!

Mit der Strassenbahn ging es am naechsten Tag ins Latinoviertel namens "The mission", bevor wir in das sehr sympathische Castroviertel spazierten. Das Viertel ist die amerikanische Hochburg fuer Homosexuelle und ueber die in Kalifornien gerade eingefuehrte Erlaubnis der Schwulenehe (gegen die sogar in heftigen Radiospots gewettert wird) wird hier im konservativen Amerika natuerlich besonders heiss diskutiert.

Ueberall in dieser Stadt, doch vor allem in unserem Stadtviertel Tenderloin, begegneten wir voellig durchgeknallten Typen. Sei es ein Afroamerikaner mit weissem Mirakulixbart, der in weissen langen Gewaendern, Hut und Hirtenstock durch die Strassen schreitet, einem mitten auf der Strasse stehenden, mit einer unsichtbaren Person heftig diskutierenden Mann oder unzaehlige, seeeeeeehr extrovertierte und verkleidete Gestalten. Man koennte in San Francisco einen ganzen Tag damit verbringen, die Leute zu beobachten, und es wuerde einem nicht langweilig werden!

Diese Stadt hat uns mit ihrer tollen Atmosphaere und den krassen Gegensaetzen aus alt und neu, spiessig und verrueckt, geleckt und verlottert echt gut gefallen.

California Love

Da waren wir das erste Mal in unserem Leben im Golden State angekommen. Und vom ersten Moment an waren wir von diesem Bundesstaat begeistert. Unser erster Stopp galt den Redwoods. Im Redwood Nationalpark sowie dem Humboldt Provincial Park bestaunten wir diese Baumriesen, die mal eben ueber 100 Meter hoch wachsen, einen Durchmesser von mehreren Metern erreichen und bis zu 2.000 Jahre alt werden koennen.

WOW, diese Baeume sind so gigantisch, dass man sich wie kleine Ameisen vorkommt, wenn man unter ihnen umherwandelt, bis einem vom ganzen Nachobenschauen und den Gedanken daran, was diese Baeume in ihrem Leben alles ueberdauert haben, ganz schwindelig wird. Wir fuhren durch die beruehmte "Avenue of the Giants", in der die vielen Riesen so dicht beieinander stehen, dass kaum ein Sonnenstrahl den Waldboden beruehrt. Auf einer Lichtung am Rande des Waldes konnten wir eine Waipitiherde und einen von der Brunft getriebenen Hirsch beobachten, der seinen Maedels ordentlich zu imponieren versuchte.

Wir bogen auf den legendaeren Highway No. 1 ab, dem wir durch enge Serpentinen entlang einer spektakulaeren Steilkueste mit Aussicht auf die tosende Brandung unter uns bis nach San Francisco folgten. Oh ja, Porschefahrer muesste man dort sein...es kamen uns auch einige entgegen, kein Wunder! Aber auch in einer Reisschuessel ist die Strecke Fahrspass pur - zumindest fuer den Fahrer :-).

Durch Washington und Oregon nach Sueden

Wir staunten nicht schlecht, als wir eines der hiesigen, riesigen Walmart Supercenter ansteuerten, um uns mit neuen Vorraeten fuer unseren roadtrip in den USA zu versorgen. Seit unserem letzten Besuch vor 6 Jahren scheinen die Supercenter noch groesser geworden zu sein. In den langen Gaengen vollgestopft mit einer nie gesehenen Produktauswahl in Uebergroessen (moechte jemand einen 1.5 kg Instantkaffee-Nachfuellpack?!?) kann man sich regelrecht verirren, sodass man froh ist, wenn man diesem Mikrokosmos nach ueber zweistuendigem Einkaufsmarathon wieder entfliehen kann - natuerlich nicht ohne ein breites Grinsen ueber den billig geschossenen, oberschleckerleckeren Ben & Jerry's Strawberry Cheesecake Eisbecher (2.50 Dollar!!!!!!!!).

Wir fuhren durch die sehr schoene Landschaft Washingtons bis zum noch aktiven Vulkan Mount St. Helens, der durch seinen brutalen Ausbruch im Jahr 1980 auch ausserhalb der USA Beruehmtheit erlangt hat. Es ist doch verrueckt, dass ein Vulkan in einem Ausbruch mal eben ueber 300 Meter Felsmasse wegsprengen kann! Noch heute, fast 30 Jahre nach dem Ausbruch, zeugen die karge Landschaft mit lauter umgeknickten Riesenbaeumen, die teilweise kilometerweit als Projektile durch die Luft geschleudert worden waren, von der Wucht des damaligen Ausbruchs. Wir bestaunten diese Mondlandschaft und konnten sogar kleine Rauchsaeulen aus dem schlummernden Krater aufsteigen sehen.

Nachdem wir der aufstrebenden Stadt Portland einen kurzen Besuch abgestattet hatten, fuhren wir die traumhafte, rauhe Kueste Oregons entlang und zelteten bei Meeresrauschen teilweise direkt am Strand - Entspannung war angesagt.

Samstag, 4. Oktober 2008

Auf Vancouver Island

Aufgrund unserer spaeten Ankunftszeit hatten wir vorsorglich ein Hostel in Nanaimo, dem Ankunftshafen unserer Faehre, reserviert. Das Zimmer in dieser Bruchbude ging gar nicht: Nicht gemachte, dreckige und durchwuehlte Betten, mit Paketband verklebte Fenster und Blutflecken im Badezimmer. Unglaeubig machten wir auf dem Absatz kehrt und suchten uns eine ordentliche Unterkunft, in der wir am naechsten Morgen bei strahlend blauem Himmel mit Blick auf den Yachthafen auf dem Balkon fruehstueckten. Das war uns dann doch bedeutend lieber als die Fixerspelunke ein paar Blocks weiter :-)!

Die Wettervorhersage fuer die rauhe Westkueste der Insel, an der es oefter regnet als dass die Sonne scheint, war super, und so fuhren wir flux in Richtung des Pacific Rim Nationalparks.

Der Park schuetzt die letzten Ueberbleibsel des kanadischen gemaessigten Regenwaldes, der einmal fast die ganze Insel bedeckt hatte, bevor gierige Holzfirmen fast jeden der hunderte Jahre alten Baumriesen "geerntet" haben, wie es hier so haesslich heisst. Wir wussten bisher nicht, dass der schmale Guertel pazifischen Regenwaldes, der sich von Alaska bis Kalifornien erstreckt, so wichtig fuer das Oekosystem der Erde ist. Umso trauriger ist es, dass Industrienationen, die es doch eigentlich besser wissen muessten, immer noch Teile dieses Schatzes abholzen lassen!

Wir campten am Rande des Regenwalds direkt an der windumtosten Kueste, genossen lange, einsame, von riesigem Treibholz gesaeumte Straende und interessante Pfade durch den unbeschreiblich wild gewachsenen und bemoosten Wald, in dem jeder Quadratzentimeter von sattgruenen Pflanzen bewachsen ist. Neben zahlreichen Walarten, Seeottern und Robben, die das Meer bevoelkern, gab es auch im Wald interessante Tierchen zu beobachten, wie zum Beispiel die mit bis zu 20 cm Laenge laengste Schnecke der Welt, die aufgrund ihrer Farbe passend banana slug genannt wird.

Bereits zwei Tage spaeter machte der Regenwald seinem Namen wieder alle Ehre, ein Sturm kam auf und wir nahmen Reissaus und fuhren in die Provinzhauptstadt Victoria.

Victoria ist ein sehr nettes, kleines Staedtchen voll alter britischer Kolonialbauten. Viel anzuschauen gibt es dort aber nicht, sodass wir einfach nur ein wenig durch die Strassen bummelten und bei einem Kaeffchen unsere Weiterreise nach Sueden planten - die Sonne Kaliforniens zog mit immer groesser werdender Kraft an uns! Zwei Tage spaeter befanden wir uns auf der Faehre in die USA! Goodbye and au revoir Canada, hello again USA!

Auf nach Westen!

Wir verliessen die Berge Richtung Westen und fuhren durch den Mount Robson Park, wo wir dem hoechsten Berg der kanadischen Rocky Mountains einen Besuch abstatten. Aber auf die dreitaegige Wanderung zum Basislager des Mount Robson verzichteten wir dann doch.

Weiter ging es in den Well's Gray Provincial Park, wo wir einige schoene Wasserfaelle wie die Helmcken Falls beglotzten. Mittlerweile hatte sich das Wetter aber auch tagsueber verschlechtert, und so brachen wir am naechsten Morgen bei Regen unser Zelt ab und duesten weiter in Richtung Kueste.

Durch eine regnerische Herbstlandschaft ging es bergauf, bergab durch viele heruntergekommene Doerfer (jedes Haeuschen dort hat merkwuerdigerweise einen eigenen Schrottplatz vor der Tuer), die im krassen Gegensatz zum dann folgenden Whistler standen, dass bereits steril und geschniegelt auf die Olympiagaeste wartet.

Das Wetter lud wirklich nicht zum Verweilen ein, und so fuhren wir die ganze lange Strecke bis zum Faehranleger in der Horseshoe Bay, von wo aus wir die vorletzte Faehre nach Vancouver Island nahmen.

Musik, zwo, drei, vier

Zu einer entspannten Reise gehoert auch entspannte Musik. Wir hatten ja mal einen schnuckeligen mp3-Player voll davon im Rucksack, aber den hat nun bekanntlich jemand anderes. Mit ein paar neu besorgten CDs im Gepaeck wollten wir zumindest im Auto fuer ein bisschen Gedudel sorgen. Dumm ist nur, wenn die Mietwagen so alt sind, dass sie keinen CD-Player haben. Und wenn unser Mietwagen dann nicht nur alt, sondern Japaner durch und durch ist - inklusive japanischem Radiofrequenzbereich - hat man noch nicht einmal ein Radio! Das war in Neuseeland. In Australien goennten wir uns ja einen Discman und freuten uns schon auf die musikalische Fahrt durchs Outback. Nun gut, der Discman vom Flohmarkt hielt bis zur naechsten Kurve. Und mit Radio ist in Australiens Zentrum nicht viel. Das wurde an der Ostkueste zwar besser, aber 24 Mal am Tag die gleiche Teeniepopschleife a la American Idol zu hoeren nervt dann doch auf Dauer!

Da war die Freude gross, als Felix und Ann-Nicola uns nachtraeglich zum Geburtstag einen bespielten Eierpott geschenkt haben. So koennen wir jetzt wieder mit Jack Johnson im Ohr, feinstem chill out und Klassikern wie "Hotel California" ueber die kanadischen und amerikanischen Highways cruisen. JUHU!

Von A-Hoernchen, Petzi und anderen Gesellen

Im Westen Kanadas gibt es ja bekanntlich viele Baeren. Auf den Campingplaetzen muss daher penibel darauf geachtet werden, dass alles, was im Entferntesten duftet (auch sauberes Geschirr und sogar Zahnpasta!), vor der feinen Nase von Meister Petz versteckt wird. Dafuer gibt es richtige Baerenschraenke aus Stahl, oder man verstaut alles in seinem Kofferraum.

Im Westen Kanadas gibt es aber auch Millionen von suessen, aber rotzfrechen kleinen chipmunks - einige davon sind so gross wie unsere Eichhoernchen, andere sind aber nicht viel groesser als eine dicke Maus (Maeuse koennen dort uebrigens so miniklein wie Kaefer sein....suess!).

Doch baerensicher ist uebrigens nicht gleich chipmunksicher. Eines dieser Kerlchen muss sich wohl gefuehlt haben wie im Schlaraffenland: Eines Morgens brachten wir unsere Vorraete nach und nach bereits angeknabbert zum Vorschein, als wir unser Fruehstueck aus dem Kofferraum holen wollten! Wir wissen nicht, wie das kleine Biest in unser Auto gekommen ist. Jedenfalls war es an dem Morgen genauso klammheimlich verschwunden wie es aufgetaucht war (Und irgendwo in Argentinien hat sich an dem Morgen wohl eine im Februar um ihr Nachtmahl gebrachte Maus in ihr Faeustchen gelacht!).

Was die Begegnung mit den angeblich menschenscheuen Baeren angeht, haben wir uebrigens unsere ganz eigenen Erfahrungen gemacht. In den Nationalparks soll man eigentlich nur in Vierergruppen wandern und dabei sehr laut sein (was einige Wanderer nur allzu beherzt befolgen, was wirklich sehr zur Idylle beitraegt...) sowie fuer den Fall der Faelle ein Baerenspray pro Person mit sich fuehren (35 Dollar teures Pfefferspray, auf das wir dezent verzichtet haben). Im Endeffekt ist die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung angeblich sehr gering. Und so beschraenkte sich unsere Baerenerfahrung in den Nationalparks auf die Sichtung von Kratzspuren an einigen Baeumen.

Als wir dann aber ausserhalb der Parks direkt an der Strasse gleich an mehreren Tagen insgesamt sieben Schwarzbaeren antrafen, waren wir doch mehr als baff!

Einmal sahen wir sogar eine Baerenmutter mit ihren zwei kleinen Jungen. So putzig sehen sie aus, da glaubt man gar nicht, dass die Tiere fuer uns so gefaehrlich werden koennen. Zum Glueck sassen wir jedes Mal im Auto, denn Begegnungen mit Baeren in der Natur sollen wirklich nicht ganz ohne sein.

Die Sichtung von so vielen Baeren ist uebrigens wirklich nicht die Regel. Aufgrund des schlechten kanadischen Sommers haben die Baeren in den hoeheren Lagen momentan nicht genug Nahrung und muessen so in die Taeler absteigen, um sich fuer den Winter ihren Speckmantel anzufressen. So koennen wir ueber unsere Baerensichtungen gleichzeitig gluecklich und traurig sein, da diese Baeren eventuell eschossen werden muessen, wenn sie der Zivilisation zu nahe kommen.

Die Doerfer und Campingplaetze in den Bergen liegen so weit ab vom Schuss, dass mitunter sogar der ein oder andere Waipitihirsch gemaechlich zwischen den Zelten grast. Diese Tiere sind mit ihrem majestaetischen Geweih und einer geschaetzten Schulterhoehe von 1,85 Metern wirklich sehr beeindruckend zu beobachten. Doch auch diesen Tiere sollte man zurzeit nicht in die Quere kommen, da die Hirsche zur Brunftzeit im Liebesrausch angeblich voellig durchdrehen koennen.

Ueber den Icefield Parkway nach Jasper

Unser Weg vom Banff Nationalpark in Richtung Jasper Nationalpark fuehrte uns ueber den Icefield Parkway, der zu den spektakulaersten Panoramastrassen der Welt gehoeren soll. Wir stimmen dem uneingeschraenkt zu, denn diese Strasse, die durch eine einzigartige Berglandschaft fuehrt, ist einfach unbeschreiblich und moechte am liebsten mit Schrittgeschwindigkeit befahren werden.

Mann, sind wir zwei Glueckspilze, denn der laut vieler Kanadier erste schoene indian summer (Altweibersommer) seit Jahren verwoehnte uns mit wahrem Kaiserwetter! Hinzu kam ein Teppich gelb leuchtender Laubbaeume, in allen Herbstfarben strahlender Buesche und Wiesen und sattgruener Nadelbaeume, der das Tal und die Haenge der schneebedeckten Berge bedeckte (ganz schoen kitschig, was? Aber genauso war es!).

Nach zahlreichen Stopps und Kurzwanderungen zu grandiosen Aussichtspunkten schlugen wir unser Zelt auf einem Wildcampingplatz am Columbia Icefield auf. Das Eisfeld ist die groesste zusammenhaengende Eismasse der noerdlichen Hemisphere ausserhalb des Polarkreises und speist unzaehlige Gletscher. Den beeindruckendsten unter ihnen, den Athabasca Glacier, konnten wir aus naechster Naehe bestaunen.

Waehrend der naechsten Tage erkundeten wir die Umgebung, die ganz anders aussah als die um Lake Louise. Eine unserer Wanderungen fuehrte uns ueber wieder bunt leuchtende Almwiesen und Geroell auf den auf ueber 2.300 Meter gelegenen Wilcox Pass, wo wir nur in der Gesellschaft von Dickhornschafen waren. Auf einer weiteren Wanderung stiegen wir auf die Parker Ridge, von der wir einen sagenhaften Blick auf den mit neun Kilometern laengsten Gletscher der kanadischen Rocky Mountains hatten.

Nachts hatten wir uebrigens endlich wieder Plusgrade. JUHU!

Nach drei Tagen fuhren wir den Rest der Strecke bis nach Jasper. Nach fast 100 gewanderten Kilometern war unsere Wanderlust dann aber doch gestillt, sodass wir mit dem Auto zum Maligne Lake fuhren und dort einfach nur auf einem Bootssteg in der Sonne sassen und den Tag vertroedelten.

Baff im Banff Nationalpark

Bei Regen und Gewitter ging es also nach Banff, einer ganz fiesen und teuren Tourihochburg, wo wir uns ueber unser kuschelig warmes Motelzimmer freuten. Auch am naechsten Morgen hingen die Wolken vor dem Fenster, doch frohen Mutes gurkten wir auf den Bow Valley Parkway in Richtung Lake Louise.

Erster Stopp war der Johnston Canyon, wo wir eine kurze Wanderung unternehmen wollten. Dass in Kanada "kanna-da" ist, stimmte zumindest dort ueberhaupt nicht. Auf geteerten Gehwegen begegneten uns hunderte deutsche Gruppenreisende, die Kanada auf bequeme Weise unsicher machen wollten.

Auf dem Weg zurueck zum Auto hielt uns allerdings etwas ganz anderes in Atem: Kurz vor uns war ein 63-jaehriger Brite gestuerzt und lag bewusstlos auf dem eiskalten Boden, waehrend seine Frau aufgeloest und ratlos neben ihm stand. Zum Glueck hatten wir unsere erste Hilfe dabei, sodass Constantin ihn mit einer Rettungsdecke einigermassen warm halten konnte, waehrend Steffi sich um eine Ambulanz kuemmerte. Die liess ewig auf sich warten - immerhin waren wir trotz Massenwanderweg mitten in den Bergen - und Arnold war bei ihrer Ankunft bereits wieder ansprechbar. Der Notarzt vermutete eine angina pectoris, und wir koennen nur hoffen, dass es ihm mittlerweile wieder besser geht.

Nach dem Schreck fuhren wir bei mittlerweile strahlend blauem Himmel ohne weitere Zwischenstopps nach Lake Louise - ebenfalls ein seeeeehr kommerzieller Touristenort. Wir befuerchteten bei der Anfahrt auf den dortigen Stadtcampingplatz Schlimmes und wurden positiv ueberreascht. Der Platz ist sehr schoen in einem Wald gelegen, das einizig etwas Verstoerende ist der Multitausend-Volt-Elektrozaun, der die Zeltcamper vor Baeren schuetzen soll. Um Lake Louise lebt naemlich der groesste Bestand an Grizzlybaeren der kanadischen Rockies. Nun denn...

Also bauten wir am fruehen Nachmittag unser Zelt auf und machten uns aufgrund des wundervollen Wetters bereits zu unserer Wanderung am Lake Louise auf. Der Rummel am Johnston Canyon war schon heftig, doch die Massen (inklusive Asiatinnen auf Stoeckelschuhen und Russinnen im Pelzmantel), die sich vor dem, die Landschaft verschandelnden, gigantisch grossem und potthaesslichen Chateau Hotel tummelten, war schon unglaublich. Doch kaum geht man ein- , zweihundert Meter weiter als die Stoeckelschuhe tragen, hat man den See zwar nicht ganz fuer sich allein, aber man kann seinen maerchenhaften Anblick mit unwirklich tuerkisblauem Wasser vor schneebedeckten Gipfeln in Ruhe geniessen.













Wir stiegen einen steilen Pfad durch einen Tannenwald, von dem aus das Wasser des Sees noch unwirklicher aussah, zum sogenannten Lake Agnes tea house, wo wir in der Sonne gemuetlich heisse Schokolade und Tee tranken und die Bergidylle auf uns wirken liessen.

Wenn man von dort aus nicht den direkten Abstieg, sondern einen 5 Kilometer langen Umweg durch ein schoenes Gletschertal antritt, laesst man die Leute gaenzlich hinter sich und ist in der grandiosen Landschaft ganz allein - herrlich!

Zurueck am Zelt angekommen zuendeten wir wieder ein Feuerchen an - denn auf sommerliche 23 Grad am Tage folgten wieder minus drei Grad in der Nacht. Doch wir waren ja mittlerweile abgehaertet...vielleicht ja auch dank der Vitamin C + Zink-Pillchen von Budni :-)!

Am naechsten Tag standen wir extra frueh auf - immer wieder der beste Garant dafuer, den Massen zu entgehen - und machten uns auf zum sogenannten Morraine Lake. Der See ist mit seiner Farbe und den ihn umgebenden Bergen fast noch schoener als der Lake Louise. Wir genossen den Anblick allerdings nur kurz, da wir uns aufgrund der immer noch herrschenden Minusgrade fix beim Wandern aufwaermen wollten. Mal wieder war ein heftiger Anstieg angesagt - doch unsere Waden waren langsam gestaehlt :-)!

Wieder einmal wurden wir fuer unsere Anstrengung belohnt. Denn kaum hatten wir den ersten Anstieg bewaeltigt, fuehrte uns der Weg in ein traumhaftes Tal voller Lerchen, die in ihrem Herbstkleid strahlend gelb leuchteten. Dieses Bild, vor einem dunkelblauen Himmel und eingerahmt von mehreren weiss strahlenden Gipfeln, ist einmalig!

Unsere Waden hatten noch immer nicht genug, also stapften wir die letzten Hoehenmeter zum sogenannten Sentinel Pass, dem hoechsten, auf einem Wanderpfad in den kanadischen Rockies gelegenen Punkt. Nicht nur der Aufstieg, sondern auch das Panorama von dort oben waren atemberaubend!

Nach einer Verschnaufpause im Lerchenwald mit Stulle und einem Schwaetzchen mit einem australischen Rentnerpaerchen, das ebenfalls eine einjaehrige Weltreise unternimmt (Ach, wie schoen zu wissen, dass man das im Alter nochmal machen kann :-)!), machten wir auf dem Weg zurueck ins Tal einen "kleinen" Abstecher zum Eiffel Lake. Wow, der Wanderpfad fuehrte durch den wohl am besten und intensiv duftenden Nadelwald der Welt an einem Hang entlag, von dem wir mal wieder eine phaenomenale Bergkulisse bewundern konnten.

Auf dem Rueckweg staunten wir nicht schlecht, als ein dickes, weissbraunes Wollknaeul mit einer riesigen Portion Heu im Maul seelenruhig an uns vorbeistiefelte. Es sah aus wie ein Mix aus dicker Perserkatze und Rosettenmeerschwein...da haben wir doch glatt ein kanadisches Murmeltier getroffen!

Am letzten Tag in der Region wollten wir nach einer erneut frostigen Nacht und bei ebenso bestaendig blauem Himmel das benachbarte Paradise Valley erkunden. Wir machen es kurz, um Euch nicht weiter mit der Beschreibung traumhafter Berglandschaften zu quaelen: Idyllisches, sonniges Tal, ruhige Tannenwaelder, rauschender Bach, schneebedeckte Berge, mutterseelenallein.... ganz nach unserem Geschmack!