Samstag, 4. Oktober 2008

Baff im Banff Nationalpark

Bei Regen und Gewitter ging es also nach Banff, einer ganz fiesen und teuren Tourihochburg, wo wir uns ueber unser kuschelig warmes Motelzimmer freuten. Auch am naechsten Morgen hingen die Wolken vor dem Fenster, doch frohen Mutes gurkten wir auf den Bow Valley Parkway in Richtung Lake Louise.

Erster Stopp war der Johnston Canyon, wo wir eine kurze Wanderung unternehmen wollten. Dass in Kanada "kanna-da" ist, stimmte zumindest dort ueberhaupt nicht. Auf geteerten Gehwegen begegneten uns hunderte deutsche Gruppenreisende, die Kanada auf bequeme Weise unsicher machen wollten.

Auf dem Weg zurueck zum Auto hielt uns allerdings etwas ganz anderes in Atem: Kurz vor uns war ein 63-jaehriger Brite gestuerzt und lag bewusstlos auf dem eiskalten Boden, waehrend seine Frau aufgeloest und ratlos neben ihm stand. Zum Glueck hatten wir unsere erste Hilfe dabei, sodass Constantin ihn mit einer Rettungsdecke einigermassen warm halten konnte, waehrend Steffi sich um eine Ambulanz kuemmerte. Die liess ewig auf sich warten - immerhin waren wir trotz Massenwanderweg mitten in den Bergen - und Arnold war bei ihrer Ankunft bereits wieder ansprechbar. Der Notarzt vermutete eine angina pectoris, und wir koennen nur hoffen, dass es ihm mittlerweile wieder besser geht.

Nach dem Schreck fuhren wir bei mittlerweile strahlend blauem Himmel ohne weitere Zwischenstopps nach Lake Louise - ebenfalls ein seeeeehr kommerzieller Touristenort. Wir befuerchteten bei der Anfahrt auf den dortigen Stadtcampingplatz Schlimmes und wurden positiv ueberreascht. Der Platz ist sehr schoen in einem Wald gelegen, das einizig etwas Verstoerende ist der Multitausend-Volt-Elektrozaun, der die Zeltcamper vor Baeren schuetzen soll. Um Lake Louise lebt naemlich der groesste Bestand an Grizzlybaeren der kanadischen Rockies. Nun denn...

Also bauten wir am fruehen Nachmittag unser Zelt auf und machten uns aufgrund des wundervollen Wetters bereits zu unserer Wanderung am Lake Louise auf. Der Rummel am Johnston Canyon war schon heftig, doch die Massen (inklusive Asiatinnen auf Stoeckelschuhen und Russinnen im Pelzmantel), die sich vor dem, die Landschaft verschandelnden, gigantisch grossem und potthaesslichen Chateau Hotel tummelten, war schon unglaublich. Doch kaum geht man ein- , zweihundert Meter weiter als die Stoeckelschuhe tragen, hat man den See zwar nicht ganz fuer sich allein, aber man kann seinen maerchenhaften Anblick mit unwirklich tuerkisblauem Wasser vor schneebedeckten Gipfeln in Ruhe geniessen.













Wir stiegen einen steilen Pfad durch einen Tannenwald, von dem aus das Wasser des Sees noch unwirklicher aussah, zum sogenannten Lake Agnes tea house, wo wir in der Sonne gemuetlich heisse Schokolade und Tee tranken und die Bergidylle auf uns wirken liessen.

Wenn man von dort aus nicht den direkten Abstieg, sondern einen 5 Kilometer langen Umweg durch ein schoenes Gletschertal antritt, laesst man die Leute gaenzlich hinter sich und ist in der grandiosen Landschaft ganz allein - herrlich!

Zurueck am Zelt angekommen zuendeten wir wieder ein Feuerchen an - denn auf sommerliche 23 Grad am Tage folgten wieder minus drei Grad in der Nacht. Doch wir waren ja mittlerweile abgehaertet...vielleicht ja auch dank der Vitamin C + Zink-Pillchen von Budni :-)!

Am naechsten Tag standen wir extra frueh auf - immer wieder der beste Garant dafuer, den Massen zu entgehen - und machten uns auf zum sogenannten Morraine Lake. Der See ist mit seiner Farbe und den ihn umgebenden Bergen fast noch schoener als der Lake Louise. Wir genossen den Anblick allerdings nur kurz, da wir uns aufgrund der immer noch herrschenden Minusgrade fix beim Wandern aufwaermen wollten. Mal wieder war ein heftiger Anstieg angesagt - doch unsere Waden waren langsam gestaehlt :-)!

Wieder einmal wurden wir fuer unsere Anstrengung belohnt. Denn kaum hatten wir den ersten Anstieg bewaeltigt, fuehrte uns der Weg in ein traumhaftes Tal voller Lerchen, die in ihrem Herbstkleid strahlend gelb leuchteten. Dieses Bild, vor einem dunkelblauen Himmel und eingerahmt von mehreren weiss strahlenden Gipfeln, ist einmalig!

Unsere Waden hatten noch immer nicht genug, also stapften wir die letzten Hoehenmeter zum sogenannten Sentinel Pass, dem hoechsten, auf einem Wanderpfad in den kanadischen Rockies gelegenen Punkt. Nicht nur der Aufstieg, sondern auch das Panorama von dort oben waren atemberaubend!

Nach einer Verschnaufpause im Lerchenwald mit Stulle und einem Schwaetzchen mit einem australischen Rentnerpaerchen, das ebenfalls eine einjaehrige Weltreise unternimmt (Ach, wie schoen zu wissen, dass man das im Alter nochmal machen kann :-)!), machten wir auf dem Weg zurueck ins Tal einen "kleinen" Abstecher zum Eiffel Lake. Wow, der Wanderpfad fuehrte durch den wohl am besten und intensiv duftenden Nadelwald der Welt an einem Hang entlag, von dem wir mal wieder eine phaenomenale Bergkulisse bewundern konnten.

Auf dem Rueckweg staunten wir nicht schlecht, als ein dickes, weissbraunes Wollknaeul mit einer riesigen Portion Heu im Maul seelenruhig an uns vorbeistiefelte. Es sah aus wie ein Mix aus dicker Perserkatze und Rosettenmeerschwein...da haben wir doch glatt ein kanadisches Murmeltier getroffen!

Am letzten Tag in der Region wollten wir nach einer erneut frostigen Nacht und bei ebenso bestaendig blauem Himmel das benachbarte Paradise Valley erkunden. Wir machen es kurz, um Euch nicht weiter mit der Beschreibung traumhafter Berglandschaften zu quaelen: Idyllisches, sonniges Tal, ruhige Tannenwaelder, rauschender Bach, schneebedeckte Berge, mutterseelenallein.... ganz nach unserem Geschmack!