Freitag, 28. März 2008

Eheleute Martens & Chile haben sich wieder ein bisschen lieb

Nach dem ganzen Schlamassel fuhren wir mit "unserem" Uno (Bruno) erstmal an den Strand, um zu relaxen. Und wie uns das gelungen ist! Per Zufall entdeckten wir an einem abgelegenen Oertchen eine traumhafte kleine Anlage mit Strandhaeuschen direkt am Wasser.









Es war herrlich, wir taten einfach nichts, ausser von unserer sonnigen Veranda aus die grandiosen Wellen zu beobachteten.
Der karibisch anmutende Strand ist bei Surfern sehr beliebt. Stundenlang beobachteten wir fasziniert ihre Kunsstuecke, schluerften unseren Pisco Sour, doesten in der Sonne oder schauten den Pelikanen beim Fischfang zu.

Danach versuchten wir unser zweites Glueck mit Pisco Elqui und wurden nicht enttaeuscht: Wir uebernachteten in einer spacigen Lodge, die einem Alienbeobachtungscamp aus Akte X glich. Zu unserem eigenen "Domo" gehoerte auch ein Teleskop, mit dem wir den Sternenhimmel der Suedhalbkugel bewundern konnten. Zum Einschlafen konnten wir ueber unserem Bett, welches auf einer Empore im Domo stand, eine Wabe im Dach oeffnen. Wie romantisch, aneinandergekuschelt aus dem Bett heraus ueber sich den Sternenhimmel zu beobachten!

Zum Abschluss ging es wieder an den Strand, wo wir die Zeit mit langen Strandspaziergaengen verbrachten.
Also: Chile kann durchaus schoen sein :-) !!


Ein abschliessender Test beim Arzt bestaetigte, dass Steffi wieder kerngesund ist.
Es kann also weitergehen und wir beide brennen darauf, morgen nach Neuseeland aufzubrechen.
Ein Virus haben wir uns aber doch eingefangen, das anscheinend ganz Chile und Argentinien befallen hat: Die Liebe zur Musik von Juanes und Shakira (haetten nie gedacht, dass wir uns jemals so ueber den Kauf einer Juanes-CD freuen wuerden....).
Wir sind, das sei abschliessend erwaehnt, uebrigens nicht mehr allein unterwegs: Seit gestern begleitet uns ein unsichtbarer Unbekannter, der uns nachts mit dem Anschalten des Fernsehers in voller Lautstaerke aus dem Schlaf reisst und Constantin mit erhobenen Faeusten die ganze Starndhuette absuchen laesst, sowie mit Geisterhand das Autoradio leiser stellt (wobei sich tatsaechlich das Rad bewegt, ohne dass wir es beruehrt haben...).
HUUUUUUUUUU HUUUUUUUUUUU, Akte X laesst gruessen....

Schuettel Dein Haus fuer mich!

Das erste Erdbeben, das wir miterlebt haben, war schneller vorbei, als wir gucken konnten. Es grummelte kraeftig und das Haus unserer Unterkunft vibrierte, die Fenster und Tueren schepperten ein wenig und nach ca. 5 Sekunden war schon wieder alles vorbei. Nur ein paar bellenden Hunde und eine Autoalarmanlage erinnerten noch an das kurze Zwischenspiel.
Erdbeben sind in Chile nicht ungewoehnlich, sodass wir wahrscheinlich die einzigen waren, die sich ueber dieses "Bebchen" gewundert haben. Aber eigenartig war das Gefuehl allemal...

Donnerstag, 20. März 2008

Bald alles wieder bueno, ach, que lindo!

Wir sind beide muede, Steffi fuehlt sich wie ein Nadelkissen und Suedamerika kann uns jetzt wirklich mal. Wir lassen die Fahrt in den hohen Norden Chiles samt Abstecher nach Bolivien sausen und werden am Samstag - so Gott will - fuer eine Woche an den Strand fahren, uns ein Haeuschen mieten und Kraft tanken. Wir werden keinen Bus mehr betreten, sondern am 29.03. von La Serena direkt nach Santiago fliegen, am Flughafen ein wenig rumduempeln und abends nach Neusseland aufbrechen.
ENDLICH! Wir freuen uns riesig, neues Land, neues Glueck - und hoffentlich auch wieder das Gefuehl, auf unserer Weltreise zu sein und nicht in irgendeinem schlechten Film!

Krankenhaustourismus Vol. 3-5

Vorweg sei erwaehnt, dass in Suedamerika nicht nur fast jeder Zweite bestohlen wird, sondern auch fast jeder mindestens eine Krankengeschichte zum Besten geben kann. Gerne genommen sind da z.B. Fisch- oder Lebensmittelvergiftungen. Dass Steffi mittlerweile ein Buch darueber schreiben koennte, hatten wir so nicht geplant.
Ein allgemeines Unwohlsein verstaerkte sich in Pisco Elqui zu Bauchkraempfen und Schmerzen im Unterleib, die so schlimm wurden, dass wir noch am spaeten Abend einen Notarzt aufsuchen mussten.
Die Praxis war der Knaller: Ziemlich versifft, herumstreunende Katzen, die hinter irgendetwas hinterherwetzten und „Los Simpson“ in voller Lautstaerke.
Die Aerztin untersuchte Steffi freundlich aber ruppig und vermutete eine Harnwegsinfektion / Blasenentzuendung. Sie verabreichte Spritze Nummer 1 und empfahl uns, am naechsten Morgen zu weiteren Untersuchungen in das ca. 3 Autostunden entfernte La Serena zu fahren.
Am naechsten Morgen taten wir genau das, denn nachdem die Wirkung der Spritze nachgelassen hatte, kamen die Kraempfe in immer kuerzeren und heftigeren Intervallen, Steffis linke Niere schmerzte und sie bekam Fieber.
Im oeffentlichen Krankenhaus in La Serena angekommen, wurde eine Nierenbeckenentzuendung samt Harnwegs- und Blasenentzuendung festgestellt. Spritze Nummer 2 verabreichte ein boes erkaelteter und wild niesender Helfer und ihr wurde ein Antibiotikum verschrieben. Die Klinik bot einen zweifelhaften Anblick (ca. 5 Polizisten und die dreifache Menge an komischen Gestalten in Handschellen, uebergelaufene Toiletten ohne Licht, ein Geldautomat in der Notaufnahme.....), sodass wir froh waren, wieder verschwinden zu koennen.
Wir quartierten uns wieder bei Gregoria und Walter ein. Als Steffi am Abend wieder hohes Fieber bekam, rieten uns die beiden dazu, in eine Privatklinik am Stadtrand zu fahren, da die oeffentliche einen haarstraeubenden Ruf genoss. Dort wurde Steffi (natuerlich erst nach dem Ziehen einer Nummer!!!) an den Tropf gehaengt und bekam Schmerzmittel und Antibiotika gespritzt. Die Medikamente taten ihre Wirkung und wir verbrachten eine ruhige Nacht. Mit dem Gefuehl, dass das Ganze damit gegessen sei, verbrachte Steffi den naechsten Tag wie verordnet im Bett und alles sah schon wieder gaz rosig aus.
Doch dann wurde es auf einmal unheimlich: Wie aus dem Nichts ging es rapide bergab, Sie bekam erneut Schmerzen und Kraempfe und in kuerzester Zeit stieg das Fieber auf fast 40 Grad. Also machten wir uns mit Gregoria auf ins Krankenhaus, wo Steffi mit besorgten Blicken stationaer aufgenommen wurde – fuer eine Nacht zur Beobachtung. Aus einer Nacht wurden dann sechs, das Bakterium in der Niere war extrem agressiv und resistent gegen das Antibiotikum, das daraufhin gewechselt werden musste. Auf das zweite reagierte Steffi dann zu allem Uebel auch noch heftig allergisch mit Nesselsucht am ganzen Koerper, sodass es Zeit fuer Antibiotikum Nummer 3 war. Nacht fuer Nacht kamen die Fieberschuebe wieder, bis endlich eine Besserung in Sicht war und schliesslich das Fieber in Nacht Nr. 6 ganz ausblieb.
Nach unzaehligen Spritzen, Infusionen und Untersuchungen sind wir mittlerweile wieder bei Gregoria und Walter, die sich liebevoll darum kuemmern, dass es Steffi von Tag zu Tag besser geht. Nachdem ihre Adern nun entgueltig verweigern, dass ein fuenfter Zugang fuer Infusionen gelegt wird, gibt es die letzten Spritzen in den Mors und wir werden noch bis diesen Freitag taeglich das Krankenhaus fuer Spritzen und Untersuchungen aufsuchen muessen.

Mittwoch, 19. März 2008

Eine Oase in der Wueste – Das Elqui-Tal

In La Serena fanden wir bei Gregoria und Walter Fernandez eine schoene Unterkunft. Dort mieteten wir auch fuer zwei Tage einen etwas klapprigen Fiat Uno, um die Umgebung zu erkunden.
Am Rande der Atacamawueste –der angeblich trockensten Wueste der Erde- schneidet das Elquital einen ueberaus fruchtbaren Streifen in die schroffen Felsen. Zahlreiche Fruechte werden hier angebaut, wie z.B. Papayas, koestliche Katusfruechte, die fuer ihren suessen Geschmack bekannten Pfirsiche und natuerlich Unmengen an Piscotrauben, aus denen das Nationalgetraenk Pisco gewonnen wird (zusammen mit Limonensaft, Puderzucker, Eiweiss und crushed ice ergibt das den koestlichen Pisco Sour, miammiam!). Am fruehen Nachmittag erreichten wir Pisco Elqui, ein verschlafenes Oasendoerfchen, in dem sich Hippies und Ufo-Glaeubige tummeln und die Uhren angenehm langsam ticken. Angeblich ist der Ort weltweit einer der besten zum Sternebeobachten. Leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, man konnte „nur“ die Milchstrasse und die Magellansche Wolke sehen.
Am Abend kamen dann die ersten Vorboten fuer das, was uns den Spass an Chile endgueltig vermieste....

Pucón - Am Fusse eines aktiven Vulkans

Bei strahlend blauem Himmel kamen wir in Puerto Montt an und sahen uns in der Meinung des amerikanischen Literaturprofessors Bill, den wir auf dem Schiff kennengelernt hatten, bestaetigt: „Montt is ugly as a motherfuck...“.
Trotz schoenen Wetters war alles versmogt, sodass man die haesslichen Hochhaeuser kaum erkennen konnte. Also nahmen wir den erstbesten Bus (nur ein Stuendchen...) nach Puerto Varras, einem Ferienort am suedlichen Ende der Seenregion Chiles.
Doch auf Grund heftiger Waldbraende waren das Staetdchen und die gesamte Umgebung in beissenden Rauch gehuellt, der so dicht war, dass die Autos morgens um 10 Uhr mit Scheinwerfern fahren mussten – kurzum: Es lud nicht wirklich zum Verweilen ein.
Also blieben wir auch dort nicht lange und fuhren nachmittags in das Staedtchen Pucón in den Norden der Seenregion.
Hier fanden wir eine sehr nette Unterkunft bei unserer liebenswerten Herbergsmutti Silvia, mit der wir das ein odere andere Plaeuschchen hielten. Noch in der Abendsonne bewunderten wir zahlreiche Ibisse und den sehr aktiven Vulkan Vilharica, aus dessen Krater staendig Rauch aufsteigt.
Am naechsten Tag goennten wir uns ein paar entspannte Stunden am See, wo wir bei herrlichstem Sommerwetter mit Blick auf den Vulkan badeten und in der Sonne lagen.
Es ist schon ein komisches Gefuehl, dass die Erde unter den eigenen Fuessen noch so aktiv ist. Von einer Tour, mit der wir erst geliebaeugelt hatten, sahen wir am Ende doch ab: Man kann mit Gasmasken und Michelinmaennchenanzuegen den Vulkan hochstiefeln und in den Krater gucken – irgendwie spannend, aber am Ende doch zweifelhaft und darueberhinaus ein ganzes Stueck zu teuer.

Von Langfingern und Mehlsaecken

Nach zwei entspannten Tagen wollten wir uns in den Norden Chiles aufmachen. Per Nachtbus ging es um Punkt 21:01 Uhr (Der Chilene laesst hier merkwuerdigerweise nicht mit sich spassen....), nach Santiago de Chile, wo es am naechsten Morgen direkt weiter ins Kuestenstaedtchen La Serena gehen sollte. Natuerlich war der Bus mal wieder nicht bequem und wir rutschten von der einen auf die andere Pobacke, um eine zumindest einigermassen akzeptable Schlafposition zu finden. Morgens gegen 04:00 Uhr ist es uns anscheinend auch fuer eine fatale halbe Stunde gelungen, die ein Langfinger auch sofort ausnutzte.
Seitdem fehlen uns unser i-Pod, zwei SD-Karten, die Reiseapotheke, unser Kartenspiel (?!?!?) und ein Ersatzakku fuer unsere Kamera. Ca 300 Euro waren futsch. Wir merkten das Ganze natuerlich erst beim Zusammenpacken kurz vor Santiago. Wir waren extrem stinkig, doch dann wurde es witzig: Beim Aussteigen (der ersten Moeglichkeit, unseren traegen und braegen Busbegleiter anzusprechen), berichteten wir von dem Vorfall und ernteten gleichgueltige Blicke, Schulterzucken und die gelangweilt genuschelte Antwort: „Haettet ihr halt gleich Bescheid sagen muessen.“ Das war uns neu: Ein Mehlsack mit Humor. Leider ist es eine Tatsache, dass es hier keinen auch nur einen feuchten Kehricht schert, wenn Gringos beklaut werden. Wir wurden noch von Pontius zu Pilatus geschickt, bis wir resigniert wenig schmackhafte Croissants kauften und den Bus nach La Serena bestiegen.
Klar – zum Glueck waren es nur recht unwichtige Kleinigeiten, die fehlten, es haette weitaus schlimmer kommen koennen. Und anscheinend gehoert so ein Vorfall zu einer Suedamerikareise dazu, denn: Wen man auch trifft, fast jeder Zweite wurde bestohlen oder ueberfallen. Im Bus nach La Serena schworen wir uns bei einer unertraeglichen Endlosschleife der Lieder „The eye of the tiger“ und „sexmachine“ (wir konnten das Gedroehne ja nicht mehr per i-Pod ausblenden...), dass unsere Pechstraehne nun beendet ist, doch wir sollten uns noch wundern....!!!

Eine Seefahrt, die ist lustig

Es war soweit, eines schoenen Abends gingen wir an Bord der M/S Evangelistas, die uns innerhalb von vier Tagen durch das chilenische Fjordland nach Puerto Montt bringen sollte. Wir teilten unsere 4er Kabine mit dem Englaender Gary, einem Offshore-Ingenieur, der gerade seinen Job in Brasilien beendet hatte, und der spanischen Touristenfuehrerin Amanda. Die Kabine war klein, aber wir arrangierten uns gut. In den naechsten Tagen stellten wir bei einigen Bekanntschaften fest, dass es uns eindeutig haette schlimmer treffen koennen.
Waehrend der vier Tage haben wir eigentlich nicht mehr gemacht, als die Landschaft zu geniessen, zu lesen oder Schwaetzchen mit den anderen Passagieren zu halten. Das Absurde daran war, dass wir trotzdem morgens um Punkt sieben von der hahnebuechenden Entertainmentmaschinerie geweckt wurden: Mit sphaerischen Klaengen und der seichten Stimme von unserer Animateuse Andrea, die uns mit den zaertlich gehauchten Worten “Good morning, my friends!” aus dem Reich der Traeume holte.
Wir haben die fruehe Uhrzeit bis heute nicht verstanden, denn zu tun gab es wirklich gar nichts und so fuehlten wir uns etwas an die Big Nurse des “Kuckucksnestes” erinnert…
Die Fjordlandschaft, die gemaechlich an uns vorbeizog, wirkte auf uns unglaublich friedlich, beruhigend und teils mystisch. Wir wurden von diversen Albatrossen begleitet, Magellanpinguine jagten neben unserer Faehre nach Beute und der ein oder andere Seeloewe schaute aus dem Wasser. Am letzten Tag hatten wir sogar das Riesenglueck, die Fontaenen und Ruecken einiger Blauwale in der Ferne zu sichten.
Schon bei der Abfahrt wurden alle vor der Passage durch den “Golfo de Penas”, dem Golf der Sorgen, gewarnt, in dem sich die ganze Kraft des Pazifiks entladen und regelmaessig heftiger Seegang herrschen sollte. So nahmen wir kurz vor Erreichen des Golfes auch brav die “Magic Pill”, die uns ans Herz gelegt wurde. Allerdings hatten wir dann letztendlich „nur“ 6 Windstaerken, es blieb bei auf den Tischen herumrutschenden Tabletts, umfallenden Stuehlen und torkelnden Passagieren. Als wir in den Kojen von links nach rechts und oben nach unten rutschen, war uns das aber eigentlich auch schon genug.

Die Ueberfahrt endete mit dem (O-Ton) „The best Bingo of the Patagonias“, das wir uns getrost schenkten und unsere Rotweinvorraete mit Malte und Bjoern, zwei MDR-Journalisten aus Leipzig, vernichteten und uns dabei praechtig amuesierten. So berichteten sie uns vom letzten Schrei aus Thueringen: Einem FKK-Flug von Leipzig nach Heringsdorf, der innerhalb kuerzester Zeit ausgebucht war…Da wissen wir ja jetzt, was wir als naechste Reise unternehmen….