Mittwoch, 19. März 2008

Eine Seefahrt, die ist lustig

Es war soweit, eines schoenen Abends gingen wir an Bord der M/S Evangelistas, die uns innerhalb von vier Tagen durch das chilenische Fjordland nach Puerto Montt bringen sollte. Wir teilten unsere 4er Kabine mit dem Englaender Gary, einem Offshore-Ingenieur, der gerade seinen Job in Brasilien beendet hatte, und der spanischen Touristenfuehrerin Amanda. Die Kabine war klein, aber wir arrangierten uns gut. In den naechsten Tagen stellten wir bei einigen Bekanntschaften fest, dass es uns eindeutig haette schlimmer treffen koennen.
Waehrend der vier Tage haben wir eigentlich nicht mehr gemacht, als die Landschaft zu geniessen, zu lesen oder Schwaetzchen mit den anderen Passagieren zu halten. Das Absurde daran war, dass wir trotzdem morgens um Punkt sieben von der hahnebuechenden Entertainmentmaschinerie geweckt wurden: Mit sphaerischen Klaengen und der seichten Stimme von unserer Animateuse Andrea, die uns mit den zaertlich gehauchten Worten “Good morning, my friends!” aus dem Reich der Traeume holte.
Wir haben die fruehe Uhrzeit bis heute nicht verstanden, denn zu tun gab es wirklich gar nichts und so fuehlten wir uns etwas an die Big Nurse des “Kuckucksnestes” erinnert…
Die Fjordlandschaft, die gemaechlich an uns vorbeizog, wirkte auf uns unglaublich friedlich, beruhigend und teils mystisch. Wir wurden von diversen Albatrossen begleitet, Magellanpinguine jagten neben unserer Faehre nach Beute und der ein oder andere Seeloewe schaute aus dem Wasser. Am letzten Tag hatten wir sogar das Riesenglueck, die Fontaenen und Ruecken einiger Blauwale in der Ferne zu sichten.
Schon bei der Abfahrt wurden alle vor der Passage durch den “Golfo de Penas”, dem Golf der Sorgen, gewarnt, in dem sich die ganze Kraft des Pazifiks entladen und regelmaessig heftiger Seegang herrschen sollte. So nahmen wir kurz vor Erreichen des Golfes auch brav die “Magic Pill”, die uns ans Herz gelegt wurde. Allerdings hatten wir dann letztendlich „nur“ 6 Windstaerken, es blieb bei auf den Tischen herumrutschenden Tabletts, umfallenden Stuehlen und torkelnden Passagieren. Als wir in den Kojen von links nach rechts und oben nach unten rutschen, war uns das aber eigentlich auch schon genug.

Die Ueberfahrt endete mit dem (O-Ton) „The best Bingo of the Patagonias“, das wir uns getrost schenkten und unsere Rotweinvorraete mit Malte und Bjoern, zwei MDR-Journalisten aus Leipzig, vernichteten und uns dabei praechtig amuesierten. So berichteten sie uns vom letzten Schrei aus Thueringen: Einem FKK-Flug von Leipzig nach Heringsdorf, der innerhalb kuerzester Zeit ausgebucht war…Da wissen wir ja jetzt, was wir als naechste Reise unternehmen….