Donnerstag, 20. März 2008

Krankenhaustourismus Vol. 3-5

Vorweg sei erwaehnt, dass in Suedamerika nicht nur fast jeder Zweite bestohlen wird, sondern auch fast jeder mindestens eine Krankengeschichte zum Besten geben kann. Gerne genommen sind da z.B. Fisch- oder Lebensmittelvergiftungen. Dass Steffi mittlerweile ein Buch darueber schreiben koennte, hatten wir so nicht geplant.
Ein allgemeines Unwohlsein verstaerkte sich in Pisco Elqui zu Bauchkraempfen und Schmerzen im Unterleib, die so schlimm wurden, dass wir noch am spaeten Abend einen Notarzt aufsuchen mussten.
Die Praxis war der Knaller: Ziemlich versifft, herumstreunende Katzen, die hinter irgendetwas hinterherwetzten und „Los Simpson“ in voller Lautstaerke.
Die Aerztin untersuchte Steffi freundlich aber ruppig und vermutete eine Harnwegsinfektion / Blasenentzuendung. Sie verabreichte Spritze Nummer 1 und empfahl uns, am naechsten Morgen zu weiteren Untersuchungen in das ca. 3 Autostunden entfernte La Serena zu fahren.
Am naechsten Morgen taten wir genau das, denn nachdem die Wirkung der Spritze nachgelassen hatte, kamen die Kraempfe in immer kuerzeren und heftigeren Intervallen, Steffis linke Niere schmerzte und sie bekam Fieber.
Im oeffentlichen Krankenhaus in La Serena angekommen, wurde eine Nierenbeckenentzuendung samt Harnwegs- und Blasenentzuendung festgestellt. Spritze Nummer 2 verabreichte ein boes erkaelteter und wild niesender Helfer und ihr wurde ein Antibiotikum verschrieben. Die Klinik bot einen zweifelhaften Anblick (ca. 5 Polizisten und die dreifache Menge an komischen Gestalten in Handschellen, uebergelaufene Toiletten ohne Licht, ein Geldautomat in der Notaufnahme.....), sodass wir froh waren, wieder verschwinden zu koennen.
Wir quartierten uns wieder bei Gregoria und Walter ein. Als Steffi am Abend wieder hohes Fieber bekam, rieten uns die beiden dazu, in eine Privatklinik am Stadtrand zu fahren, da die oeffentliche einen haarstraeubenden Ruf genoss. Dort wurde Steffi (natuerlich erst nach dem Ziehen einer Nummer!!!) an den Tropf gehaengt und bekam Schmerzmittel und Antibiotika gespritzt. Die Medikamente taten ihre Wirkung und wir verbrachten eine ruhige Nacht. Mit dem Gefuehl, dass das Ganze damit gegessen sei, verbrachte Steffi den naechsten Tag wie verordnet im Bett und alles sah schon wieder gaz rosig aus.
Doch dann wurde es auf einmal unheimlich: Wie aus dem Nichts ging es rapide bergab, Sie bekam erneut Schmerzen und Kraempfe und in kuerzester Zeit stieg das Fieber auf fast 40 Grad. Also machten wir uns mit Gregoria auf ins Krankenhaus, wo Steffi mit besorgten Blicken stationaer aufgenommen wurde – fuer eine Nacht zur Beobachtung. Aus einer Nacht wurden dann sechs, das Bakterium in der Niere war extrem agressiv und resistent gegen das Antibiotikum, das daraufhin gewechselt werden musste. Auf das zweite reagierte Steffi dann zu allem Uebel auch noch heftig allergisch mit Nesselsucht am ganzen Koerper, sodass es Zeit fuer Antibiotikum Nummer 3 war. Nacht fuer Nacht kamen die Fieberschuebe wieder, bis endlich eine Besserung in Sicht war und schliesslich das Fieber in Nacht Nr. 6 ganz ausblieb.
Nach unzaehligen Spritzen, Infusionen und Untersuchungen sind wir mittlerweile wieder bei Gregoria und Walter, die sich liebevoll darum kuemmern, dass es Steffi von Tag zu Tag besser geht. Nachdem ihre Adern nun entgueltig verweigern, dass ein fuenfter Zugang fuer Infusionen gelegt wird, gibt es die letzten Spritzen in den Mors und wir werden noch bis diesen Freitag taeglich das Krankenhaus fuer Spritzen und Untersuchungen aufsuchen muessen.