Freitag, 26. September 2008

Oh wie schoen ist Kanada - ab in die Rockies!

Unsere erste Campingstation war leider ein Reinfall. Der Campingplatz in Hope (uebrigens Drehort von Rambo I! Oha!) lag neben einem sechspurigen Highway, sodass wir nachts das eine oder andere Mal dachten, dass ein LKW durch unser Zelt rauschen wuerde. Der Ort lud also nicht wirklich zum Verweilen ein und so fuhren wir nahe der kanadisch-amerikanischen Grenze in Richtung Osoyoos, das in einer trockenen Wueste liegt. Eine Wueste in Kanada? Davon mussten wir uns mit eigenen Augen ueberzeugen. Die Region hat angeblich mehr Sonnenstunden als Honululu, und selbst Bananen werden dort angebaut. Wir nutzten diese Tatsache gnadenlos aus und versorgten uns mit Obst und Gemuese vom Bauern, bevor wir bei herrlich sommerlichen Temperaturen an dem idyllischen Okanagan Lake zelteten.

Die Landschaft war zwar sehr schoen, dennoch wollten wir so schnell wie moeglich in die Rocky Mountains. Bei stroemendem Regen kamen wir im Yoho Nationalpark in den Bergen an. Nach einer erfolglosen Suche nach einem halbwegs guenstigen Motel entschlossen wir uns dann doch zum Zelten. Zum Glueck hatte der Regen aufgehoert, doch wir merkten schnell, dass wir nun in den Bergen waren: Es kuehlte abends auf ca. 3 Grad ab. Fix machte Constantin uns ein Feuerchen, damit wir uns ein wenig aufwaermen konnten. Fuer den naechsten Tag war ja Sonnenschein agesagt und so liess sich die Kaelte "fuer eine Nacht" gut aushalten.

Am naechsten Morgen brachen wir zu unserem ersten Campingplatz mitten in der Wildnis auf. Bei Sonnenschein und warmen Temperaturen bauten wir unser Zelt vor einem atemberaubenden Panorama an einem Fluss mitsamt Wasserfall, umgeben von schneebedeckten Bergen, auf. Neben dem Rauschen des Flusses hoerten wir nur das Gezeter der zahlreichen Chipmunks, die neben uns den Campingplatz zu bewohnen schienen.

Den ganzen Tag sassen wir einfach nur auf unserer Bank in der Sonne und genossen die wunderbare Natur - bis zum spaeten Nachmittag. Denn ploetzlich kam ein eiskalter Wind auf und in kuerzester Zeit sanken die Temperaturen derart, dass die Gaskartusche unseres Walmart-Kochers kaum noch funktionieren wollte. Mann, war das kalt! Trotz Feuer und heisser Suppe, Muetze, Schal und Handschuhen war uns derart kalt, dass wir nur noch kurz den unbeschreiblich schoenen Mond bei rot gluehenden Bergen genossen und uns dann fix ins Zelt verkrochen.

Die Nacht wurde trotz sehr warmer Schlafsaecke und zusaetzlicher Fleecedecke arschkalt - kein Wunder bei MINUS ACHT Grad. Wir hatten eindeutig den Grenzbereich unserer Ausruestung erreicht...

Am naechsten Morgen schaelten wir uns nur ungern aus unserer Sackstube und wurden von Minusgraden und einer dicken Eisschicht auf unserem Zelt begruesst. Wir waren trotzdem guter Dinge (glasklare Luft bei strahlend blauem Himmel) und waermten uns mit einem Tee und Huepfen auf. Dann ging es los auf unsere erste Wanderung, der spektakulaere Iceline Trail stand auf dem Programm. Trotz der Kaelte wurde uns bei dem heftigen Anstieg durch einen wunderbaren Nadelwald schnell warm, sodass wir uns ziemlich schnell unserer langen Unterwaesche entledigten.

Nach rund 700 anstrengenden Hoehenmetern erreichten wir jenseits der Baumgrenze einen Geroellhang, der uns zum Emerald Glacier fuehrte und von dem wir atemberaubende Ausblicke auf die umliegenden Berge und das bewaldete Tal unter uns genossen. Nach dem Abstieg durch mucksmaeuschenstille Nadelwaelder und entlang unwirklich tuerkis schimmernder Bergseen erreichten wir nach fast 20 Kilometern unser Camp.

Wir waren auf der ganzen Wanderung stets auf der Hut vor Meister Petz und riefen das ein oder andere Mal das uns von den Rangern empfohlene "Hello bear!" in den Wald hinein. In Kanada bevoelkern naemlich neben Woelfen, Pumas und Vielfrassen unter anderem auch zahlreiche Schwarzbaeren und Grizzlies die entlegenen Regionen. Und gerade auf die Begegnung mit dem letzteren kann man durchaus verzichten, die verstehen naemlich im Zweifel keinen Spass (und laufen trotz 300 Kilo mal eben schneller als ein Rennpferd!)! Doch wir wurden nur von den frechen chipmunks begleitet, die wohl zu tausenden die Waelder Kanadas bevoelkern und von denen man jedes einzelne am liebsten in die Tasche stecken moechte!

Die naechste Nacht war dann mit nur minus drei Grad schon fast kuschelig warm - naja, nicht wirklich! Am naechsten Morgen begruesste uns kalter, stroemender Regen, sodass wir schnell zusammenpackten und in den Banff Nationalpark fuhren. In dem Oertchen Banff suchten wir uns dann ein Motel, denn fuer die Nacht war neben Regen auch ein schweres Gewitter vorhergesagt.