Freitag, 11. Juli 2008

Im roten Zentrum

Schon lange hatten wir uns auf den Moment gefreut, den groessten Monolithen der Erde vor uns aus der Ebene des Outbacks auftauchen zu sehen. So oft man ihn auch auf Bildern oder im Fernsehen gesehen hat: Nichts bereitet einen wirklich vor auf diesen grandiosen Anblick des Uluru, wie der Ayer’s Rock in der Sprache der Aboriginies genannt wird.

Wir umrundeten auf einer dreistuendigen Wanderung diesen riesigen leuchtenden Felsbrocken, dessen Seiten alle unterschiedlich aussehen und der uns aus jeder Persektive erneut faszienierte. Wir wollten uns den Sonnenuntergang am Ulruru natuerlich nicht entgehen lassen, bei dem der Monolith im Licht der untergehenden Sonne zuerst orange, dann feuerrot, spaeter violett und am Ende dunkelbraun bis schwarz erscheint. Leider waren wir am “sunset viewing Parkplatz” nicht ganz allein, sondern teilten uns den magischen Moment mit hunderten Schaulustigen. Aehnlich war es auch beim Sonnenaufgang, zu dem im Morgengrauen eine endlose Karavane von Scheinwerferkegeln vom nahegelegenen Campingplatz aufbrach.

Wir fuhren vom Uluru zu den Olgas, einer Gruppe runder orange leuchtender Felsen, die von den Aboriginies Kata Tjuta genannt werden. Die Olgas sind nicht ganz so populaer wie ihr beruehmter Nachbar, und so waren wir frueh morgens auf unserer Wanderung durch das “Valley of the winds” fast allein. Die Mischung aus den grandiosen Felswaenden um uns herum, dem Rauschen des Windes und dem morgendlichen Konzert der Voegel war atemberaubend und machte diese Wanderung zu einer der schoensten unserer Reise.

Das naechste Ziel unserer Fahrt durch das rote Zentrum Australiens war der Kings Canyon. Seine meterhohen roten Felswaende schliessen ein kleines tropisches Tal ein, das in dieser trockenen Gegend, wie sein Name schon sagt, der reinste “garden Eden” ist. Die Vegetation konnte in dieser eigentlich lebensfeindlichen Umgebung in der kleinen Spalte des Canyons noch aus tropischen Zeiten vor millionen von Jahren ueberleben. Auch wenn der Canyon noch so schoen ist, der Rummel hunderter Reisegruppen, die johlend und groehlend zum hundertsten Mal das Echo des Tals herausforderten, ging uns ziemlich auf den Senkel. Also verzogen wir uns auf unseren Campingplatz, der neben uns und den anderen Campern zahlreiche Gahlas (rosaweisse Papageien), beherbergte. Und als wir uns in der Abendsonne das erste, kuehle Bier seit Langem goennten (ein Sixpack kostet hier naemlich umgerechnet 12 Euro, das gibt unsere mittlerweile stark beanspruchte Reisekasse naemlich doch nicht mehr her :-)...), besuchte uns tatsaechlich auch ein streunender Dingo.

Nach den Tagen in der Wildnis ging es als naechstes nach Alice Springs, einem kleinen Staedtchen mitten im Nirgendwo. Dort deckten wir uns mit neuen Vorraeten ein und genossen es, fuer kurze Zeit mal wieder die Zivilisation schnuppern zu koennen, um kurz darauf in die nahe gelegenen MacDonnell Ranges aufzubrechen. Die Bergkette ist beruehmt fuer ihre Schluchten, die wir auf kleinen Wanderungen erkundeten. Dabei hatten wir einmal sogar das Glueck, eines der seltenen black footed rock wallabies zu beobachten (Wallabies sind kaenguruhaehnliche kleine Tiere mit fuchsartiger Schnauze). Auf einem sehr idyllischen Busch-Campingplatz in der Naehe der Ormiston Gorge schlugen wir unser Lager auf. Hier genossen wir dann endlich unser erstes Abendessen im Freien, nachdem es auf der bisherigen Fahrt naemlich tagsueber bruetend heiss, aber abends und vor allem nachts richtig kalt war. Die Luft ist dabei uebrigens tagsueber so trocken, dass frisch geschnittenes Brot innerhalb von Minuten austrocknet und man pro Person vier bis fuenf Liter Wasser trinkt, ohne auch nur ansatzweise etwas gegen die konstant trockene Kehle ausrichten zu koennen.

Am naechsten Morgen machten wir eine wunderschoene Wanderung durch die Schlucht und verabschiedeten uns spontan in Richtung Alice Springs: Es war ja schliesslich EM-Finale angesagt! Wir suchten einen Campingplatz mit einem Fernseher – und wurden fuendig. Der Platz war zwar der assigste ueberhaupt, aber wir konnten morgens um 3:45 Uhr verschlafen in den Fernsehraum tigern, um mit drei weiteren Deutschen unsere Jungs anzufeuern. Nun ja, vergeblich, wie sich bekannterweise herausstellte! Da haben wir ein einziges Spiel der EM gesehen, und dann war das so eine Nullnummer! Nun denn, bis zur WM 2010 ist es ja nicht mehr lang hin….

Es ging noch am gleichen Tag weiter in Richtung Norden. Etwa 700 Kilometer noerdlich von Alice Springs passiert man eine magische Grenze – das Outback ist zu Ende und wird von eine savannenartigen Ebene abgeloest. Nach einem sehr schoenen Abstecher in den tropischen, von wenigen Touristen besuchten Elsey Nationalpark, der zahlreiche bunte und laut schreiende Papageien beherbergt, war der Menschenrummel in der Katherine Gorge ein regelrechter Schock. Der Abstecher zur Schlucht belohnte uns aber immerhin mit dem Sichten einer Kolonie laut zankender Flughunde, die sich bei der Hitze kopfueber im Baum haengend mit ihren ledrigen Fluegeln Luft zufaecherten. Jedes einzelne dieser Kerlchen sah aus wie eine Miniatur von Graf Zahl! Nach einem kurzen Picknick nahmen wir reissaus und campierten stattdessen ca. 100 Kilometer noerdlich bei den Edith Falls. Bei den Wasserfaellen nahe unseres Camps konnte man in einem sehr schoenen Wasserloch baden. Doch die Krokodilwarnschilder liessen uns die Hitze dann doch auch so ertragen!