Donnerstag, 27. November 2008

Im Land der roten Felsen - durch Utah und Arizona

Wir verließen also Las Vegas und atmeten erleichtert auf, als wir bereits nach kurzer Zeit des Fahrens durch die Wüste Nevadas wieder die unendliche Weite des Landes spüren konnten.

Unser Tagesziel war der Zion Nationalpark in Utah, das wir nach einer kurzen Fahrt durch das benachbarte Arizona ziemlich schnell erreichten. Kaum hatten wir Nevada verlassen, wurde die Landschaft immer rauer und zerklüfteter und zu allen Seiten türmten sich langsam Felsen in allen erdenklichen Rottönen auf. Wir waren voller Vorfreude und Erwartung auf die ganzen Nationalparks des Südwestens - mussten sie doch einfach traumhaft sein, wenn die Fahrt auf dem Highway dorthin schon so wunderschön war.

Bereits der Zion Nationalpark enttäuschte unsere Erwartungen nicht: Steile, rote Felsklippen umschliessen einen reisseden Fluss, der durch ein Tal rauscht, das im Gegenstaz zu den restlichen Nationalparks des Südwestens sehr grün bewachsen ist.

Die damals hier ankommenden mormonischen Siedler gaben diesem Tal den Namen Zion, weil er ihnen vorkam wie das Paradies. Das kann man auch heute noch nachvollziehen, auch wenn der Park von Touristen regelrecht überrannt wird. Als wir am Nachmittag auf dem dortigen Campingplatz ankamen, konnten wir froh sein, da wir den vorletzten Zeltplatz ergattern konnten - und das in der Nebensaison.

Mit Shuttlebussen wird man in das Zentrum des Tals gebracht, da Autos ausserhalb des Winters hier mittlerweile verboten sind. Wandermüde wie wir waren, ließen wir uns von dem Bus herumkutschieren und unternahmen nur die eine oder andere kleine Wanderung. Wir genossen diese wunderschöne Landschaft und ernannten den Zion Nationalpark zu einem der schönsten Orte der Welt!

Der zweite Nationalpark, dem wir einen Besuch abstatteten, war der bizarre Bryce Canyon. Und so etwas hatten wir wirklich noch nie gesehen:

In unterschiedlichen Rot-, Rosa- und Weisstönen ragen in einer Art Amphitheater hunderte Felsnadeln zum Himmel empor, die irgendwie nicht von dieser Welt zu sein scheinen. Von Aussichtspunkten kann man aus der Vogelperspektive auf diese einzigartigen Formationen blicken, während man auf kurzen Wanderwegen diese Welt aus bizarren Steinformationen erkunden kann.


Am nächsten Morgen standen wir früh auf, um den Sonnenaufgang am Canyon bestaunen zu können. Im Licht der frühen Morgensonne, wenn die Farben der Felszacken noch intensiver leuchten und die Felsen lange schwarze Schatten werfen, ist diese Landschaft sogar noch schöner!

Unsere Rundtour durch den Wilden Westen sollte uns als nächstes zum Monument Valley führen. Doch um dieses zu erreichen, hatten wir mal eben eine zwei- bis dreitägige Autofahrt vor uns - denn wie in Australien können die Entfernungen in den USA wirklich seeeehr groß sein! Und so machten wir einen Zwischenstopp im sogenannten Capitol Reef Nationalpark, den wir auf der Fahrt passierten.

Voller Staunen fuhren wir durch diese unglaubliche Landschaft aus rotem Sand und riesigen, zerklüfteten Felsen, die in den unterschiedlichsten Farben leuchteten. Solche Momente, in denen Orte, die wir ohne jegliche Erwartungen bereisen, uns so überraschen, zählen mit zu den schönsten unserer Reise.

Und so verließen wir den Capitol Reef wie zuvor auch den Zion oder Bryce Canyon mit dem Bedauern, nicht länger dort bleiben zu können. Doch das Wissen darüber, dass man am nächten Tag wieder von neuen und tollen Orten überrascht wird, ließ das Bedauern auch schnell wieder vergehen.

Ganz spontan änderten wir am nächsten Tag unsere Route, da uns so viele Reisebekanntschaften einstimmig vom Arches Nationalpark vorgeschwärmt hatten. Also fuhren wir in den Touristenort Moab, wo wir seit Langem auf einem kommerziellen Campingplatz unser Zelt aufschlugen, um mal wieder den Luxus einer Dusche geniessen zu können. Denn die Campingplätze in den hiesigen Nationalparks sind zwar alle traumhaft an den schönsten Orten der USA gelegen, doch verfügt keiner über eine einzige Dusche. Und so sahen wir über den mehr als dürftigen Platz direkt am Highway hinweg, konnten es uns aber nicht verkneifen, mit dem Besuch bei Pizza Hut die Rückkehr auf den Zeltplatz so lang wie möglich hinauszuzögern...

Am nächsten Morgen fuhren wir dann leider bei Regen in den Park. Und Regen hat es nun mal an sich, dass selbst die schönsten Landschaften nicht mehr soooo umwerfend aussehen. Der Regen hörte zwar irgendwann auf, aber die Regenwolken blieben. Und so sparten wir uns die Erkundung des Parks und entschieden kurzfristig, entgegen unserer Planungen doch noch eine Nacht im Nationalpark zu bleiben. Zum Glück! Denn am späten Nachmittag riss die Wolkendecke auf, sodass wir den Park nach dem Ansturm der Tagestouristen ganz in Ruhe erkunden konnten.

Und was für ein Park das ist! Neben unzähligen spektakulären Felsformationen ragen aus dieser öden, aber dennoch faszinierenden Landschaft über 1.500 Felsbögen heraus. Über Jahrtausende hinweg haben Wind und Wetter diese einzigartigen Bögen, die dem Arches Nationalpark seinem Namen gegeben haben, geformt und dem Park damit sein einzigartiges Gesicht verliehen.

Wir machten uns auf die kurze und anstrengende Wanderung zum sogenannten Delicate Arch, dem angeblich schönsten Felsbogen des Parks. Schwitzend kamen wir nach einem steilen Anstieg auf einer Bergkuppe an, auf der uns wirklich einer der atemberaubendsten Ausblicke erwartete (Ja, wir wissen, dass wir schon das eine oder andere Mal Orte mit "wunderschön" oder "atemberaubend" beschrieben haben... aber die Welt hat einfach unglaublich viele dieser unbeschreiblichen Orte zu bieten. Wie sonst könnte man diese beschreiben :-)?).



Vor uns überragte der von der Sonne angestrahlte rosa- und orangefarbene Delicate Arch ein Amphitheater aus geschliffenem Stein, während hinter der dahinter liegenden Ebene sich die abziehenden grauen Regenwolken an schneebedeckten Bergen auftürmten. Das ganze Bild wirkte wie eine Märchenlandschaft, sodass jeder einzelne der vielen Wanderer wie gebannt auf diese Szenerie starrte.

Auf dem Rückweg zum Campingplatz fuhren wir durch eine Felsenwelt, die in der Abendsonne glutrot leuchtete. Und die Weite, Einsamkeit und Stille dieses Ortes (abends nach der Abfahrt der Fahrzeugkolonnen natürlich) ließ in uns wieder ein unbeschreibliches Gefühl des Glücks aufkommen.

Am nächsten Morgen hatte sich der Himmel endgültig zugezogen und wir schauten uns noch kurz ein paar weitere Felsbögen (nicht alle :-)!) an, bevor wir uns endgültig auf den Weg ins Monument Valley machten.