Dienstag, 28. Oktober 2008

Welcome to Vegas, baby!

Wir verliessen das Death Valley ueber einen Pass, hinter dem wieder eine ewige Wueste lag, die scheinbar unbewohnt war. Aber auch nur scheinbar, denn ploetzlich machte Constantin eine Vollbremsung und sprang ganz aufgeregt aus dem Auto, weil er eine Tarantel gesichtet hatte.
Und da lief es wirklich ueber die Strasse, das pelzige, handtellergrosse Vieh. Davon sahen wir dann auch noch ein paar mehr, sodass Steffi ganz froh war, dass sie die Wueste alsbald gegen ein Hotelzimmer eintauschen konnte.

Las Vegas ist eine unglaubliche Erscheinung, die sich mitten in der leeren Wueste erhebt. Sind wir in den Tagen zuvor fast allein auf den Strassen gewesen, befanden wir uns nun in einem Verkehrsgewuehl fortgeschrittener Art wieder. Eingeschlossen von trockener, lebensfeindlicher Wuester ragt diese Stadt mit Wolkenkratzern, gruenen Gaerten und riesigen kuenstlichen Seen heraus. Wir fuhren ueber den legendaeren Strip in Richtung unseres Hotels, vorbei an diversen Hochzeitskapellen und bunt leuchtenden und verrueckt konstruierten Hotelkomplexen, bei deren Anblick wir schon waehrend der Fahrt kaum die Muender zubekamen.

Wir bezogen das luxurioeseste Zimmer unserer Reise (Riesenzimmer, Kingsize-bed, Fernseher, Riesendusche und vergoldete Wasserhaehne) im Luxor Hotel. Allein dieses Hotel ist verrueckt, denn man geht an der Sphinx (mit Nase) und einem riesigen Obelisken vorbei in eine dreissigstoeckige Glaspyramide, in derem Innern unter anderem das Grab des Tutenchamun nachgebaut wurde.

Doch viele der anderen Hotels am Strip sind noch verrueckter: Loopingbahn, Empire State Building, Freiheitsstatue und Brooklyn Bridge zieren das New York, New York, waehrend das Paris Las Vegas mit einem riesigen Eiffelturm aufwartet und das Venetian gleich ganz Venedig samt Rialtobruecke und Gondelfahrt auf einem Kanal nachahmt! Im gewaltigen Cesar's Palace stehen unter anderem das Kolosseum und diverse roemische Statuen und vor dem luxurioesen Bellagio erstreckt sich ein See, auf dem jeden Abend im Viertelstundentakt zu Frank Sinatra kunstvoll beleuchtete Springbrunnenshows abgehalten werden. Ganz zu schweigen von Piratenshows, bei denen ganze Schiffe von halbnackten Tussis geentert werden und dem abendlich ausbrechenden Vulkan des Mirage, der waehrend unseres Aufenthaltes nur gerade still gelegt war.

Die Flut an Eindruecken in dieser Stadt ist ueberwaeltigend, alles blinkt, macht Geraeusche, bewegt sich und versucht einen, in die Schluender der dunklen Kasinos hineinzuziehen - und das meinen wir woertlich, da man teilweise eine Strasse nicht ueberqueren kann, ohne per Laufband oder Rolltreppe in das Kasino des jeweiligen Hotels gezogen zu werden, um dort aufwaendig den anderen Ausgang zu suchen.

In den dunklen Kasinos, in denen es weder Uhren noch Tageslicht gibt, wird man von den laut dudelnden und grell blinkenden Spielautomaten empfangen. Auch wir konnten nicht widerstehen und versuchten unser Glueck beim Roulette, dem wheel of fortune und am einarmigen Banditen - leider kommen wir nicht als neue Millionaere nach Hause, haben wir doch die 17 gesetzten Dollar komplett verloren!

Das ging uns irgendwie viel zu schnell und so entschieden wir, die weiteren Kohlen lieber in gutes Essen und Getraenke zu investieren und das kann man in Las Vegas extrem gut. So speisten wir in Gesellschaft von halb Japan beim all-u-can-eat sushi, erweiterten unsere Maegen von Backpacker-mini- auf Ami-super-size beim hervorragenden Buffet des Bellagio (beim Schreiben dieser Zeilen laeuft uns beiden erneut das Wasser im Mund zusammen!) und schluerften bei entspannter Reggae-Livemukke Gin-Tonic auf der Terasse des Planet-Hollywood Hotels.

Las Vegas - total verrueckt!

Von Las Vegas hat man aber auch sehr schnell genug! Denn hinter dieser glitzernden Fassade ist diese Stadt, die niemals zu schlafen scheint, doch nur eine Stadt aus der Retorte, um den Menschen auf erdenklich vielfaeltige Weise ihr Geld zu entlocken - und das auch noch ohne Stil. Waehnt man sich anfangs naemlich vielleicht in einer Metropole wie dem romantischen Paris, merkt man doch anhand der Techno- und Popbeschallung aus riesigen Lautsprechern ziemlich schnell, dass man sich in einer irgendwie schlechten Imitationswelt ohne jeglichen Charakter befindet. Da kann das Hotel noch so edel,luxurioes gestaltet und teuer sein, im Endeffekt dreht sich alles nur um die Kasinos - und die sehen alle ziemlich gleich aus! Und genau dort landet frueher oder spaeter derjeniege, der nicht wegen der pompoesen Shows von Elton John oder dem Cirque du Soleil hergekommen ist.

Und in diesen Kasinos trifft man dann zuhauf auf die armen Schlucker, die zu jeder Tages- und Nachtzeit auf das grosse Geld hoffen und mit Kippe und dem x-ten Drink bewaffnet - die Kreditkarte im Schlitz des Automaten verankert - Stunde um Stunde aermer und aermer und nicht etwa reicher werden. Dieses Ausbeuten der Hoffnung kleiner Leute durch Milliardaere, die Jahr fuer Jahr immer mehr Geld mit der Sucht der Spieler scheffeln, ist irgendwie ganz schoen abstossend. Und so waren wir am Ende der zwei Tage richtig erleichtert, als wir der "Sin City" den Ruecken kehren und von dort wieder verschwinden konnten.