Dienstag, 28. Oktober 2008

San Francisco - in der Stadt der Freaks

Es ist wirklich ein toller Anblick, wenn man zum ersten Mal die roten Pfeiler der Golden Gate Bridge vor sich aufragen sieht! Wir fuhren als erstes in die sogenannten Marin Headlands, einem auf der Nordseite der Bucht gelegenen Park, von dem wir geile Ausblicke auf die Bruecke, Downtown San Francisco, das Meer und Alcatraz hatten. Es gibt wohl kaum einen schoeneren Platz, um bei herrlichem Sonnenschein sein Mittagspicknick zu verdruecken.

Gestaerkt ging es dann ueber die ewig lange Bruecke hinein in die Stadt, wo wir uns durch dichten Verkehr zu unserer Jugendherberge durchschlugen. Die Jugendherberge, die in einem renovierten, ehemaligen Hotel untergebracht ist, war wohl das luxurioeseste Hostel unserer Reise. Nur die Lage in Tenderloin, einem der miesesten Stadtteile der Stadt, war etwas gewoehnungsbeduerftig.

Wir nahmen uns drei Tage Zeit, um diese Stadt zu erkunden und begannen unsere Sightseeingtour natuerlich mit einer Fahrt in einem der cable cars. Die war ganz schoen scheisse. Man kann sich naemlich aufgrund der Touristenmassen mit der selben spackigen Idee nicht galant an die Aussenseite der Wagen haengen, sondern wird in den kleinen Innenraum gepfercht, von dem aus man wirklich gar nix sehen kann! Erst auf den letzten hundert Metern ergatterten wir einen Aussenplatz. Juhu!

Das cable car hatte uns ueber diverse, sehr, sehr steile Huegel zum Fisherman's Wharf gebracht, einem bunten Touriunterhaltungskomplex, von dem aus wir zu Fuss die ganzen, sehr, sehr steilen Huegel wieder zurueckliefen. Das ist vielleicht ein Workout fuer Waden und Mors!

An einer Stelle ist ein Huegel so steil, dass die Strasse in sehr engen Serpentinen angelegt werden musste. Von der sogenannten "crookedest street" ging es dann zum Glueck stetig bergab, und wir liefen durch die wenigen, vom schweren Erdbeben Anfang des 20. Jahrhunderts verschont gebliebenen, huebschen Viertel des alten San Francisco - zwar nicht in zerissenen Jeans, dafuer aber in kurzen Sommersachen bei Traumwetter. In einem netten Strassencafe machten wir ein kleines Paeuschen in der Sonne, bevor wir durch den Financial District der Stadt bummelten.

Wir machten noch einen Abstecher durch Chinatwon (da merkt man uebrigens, dass man seinen Reisefuehrern nicht trauen kann: sagte der eine doch, Vancouver beherbergt die groesste Chinatown nach San Francisco, so meint nun der andere, die San Franciscos ist die zweitgroesste Chinatown nach der in New York?!?). Wie auch immer, an einigen Ecken kamen wir uns wirklich wieder vor wie in Asien, die Gerueche, die Menschen und die komischen Auslagen in den Shops waren so ueberhaupt nicht amerikanisch!

Mit der Strassenbahn ging es am naechsten Tag ins Latinoviertel namens "The mission", bevor wir in das sehr sympathische Castroviertel spazierten. Das Viertel ist die amerikanische Hochburg fuer Homosexuelle und ueber die in Kalifornien gerade eingefuehrte Erlaubnis der Schwulenehe (gegen die sogar in heftigen Radiospots gewettert wird) wird hier im konservativen Amerika natuerlich besonders heiss diskutiert.

Ueberall in dieser Stadt, doch vor allem in unserem Stadtviertel Tenderloin, begegneten wir voellig durchgeknallten Typen. Sei es ein Afroamerikaner mit weissem Mirakulixbart, der in weissen langen Gewaendern, Hut und Hirtenstock durch die Strassen schreitet, einem mitten auf der Strasse stehenden, mit einer unsichtbaren Person heftig diskutierenden Mann oder unzaehlige, seeeeeeehr extrovertierte und verkleidete Gestalten. Man koennte in San Francisco einen ganzen Tag damit verbringen, die Leute zu beobachten, und es wuerde einem nicht langweilig werden!

Diese Stadt hat uns mit ihrer tollen Atmosphaere und den krassen Gegensaetzen aus alt und neu, spiessig und verrueckt, geleckt und verlottert echt gut gefallen.